Wir pflügen und wir streuen…
…den Samen auf das Land ...
Dieses Lied von Matthias Claudius wird traditionell am Erntedank-Sonntag in vielen Gottesdiensten geschmettert. Die meisten der Mitsingenden und Backroundbrummer haben die Erfahrung des Pflügen und Säen selbst nie gemacht, aber das Lied kommt aus einer Zeit (1783), in der alle noch wussten, was das bedeutet. Gerade habe ich unsere Newsletter zur Erntedankzeit seit 2019 gelesen. Wie ein roter Faden zieht es sich durch die Jahre: „Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand!“
Wir können wirklich jedes Jahr aufs Neue einfach nur Dankbar sein für "alle gute Gabe“, die wir trotz vielfältiger Widrigkeiten am Ende immer wieder im Kühlhaus, in den Läden und auf den Märkten, auf unseren Esstischen haben. Ja, essen müssen ALLE und somit dürfen sehr gerne alle solidarisch mit den Gärtnern und Landwirten Erntedank feiern und sich ins Bewusstsein rufen, dass volle Kühlschränke keine Selbstverständlichkeit sind!
Und noch eine kleine Wahrheit ist mir beim Lesen wiedermal begegnet: Danken schützt vor Wanken! Also, auf geht's:
Zu viel Regen, zu wenig Regen ... das leidige Thema Wasserversorgung beschäftigt uns sehr nachhaltig immer auf ein Neues und nie planbar. Wir sind froh über Beregnungsmaschinen, Schläuche, Rohre, Wasserspeicherbecken und Brunnen. Gut, dass wir diese Möglichkeiten haben und so wenigsten ein klitzekleines und begrenztes bisschen mitreden können beim Wetter auf ein paar Hektar dieser Erde;)
Gemüsemäßig war es diese Saison wirklich nicht schlecht. Vieles ist sehr gut gewachsen, manches haben wir nach den Erfahrungen der letzten Jahre gar nicht erst angebaut (so konnte es auch nicht nichts werden), einiges war optisch nicht bilderbuchtauglich, aber insgesamt war das meiste kochtopfgeeignet – was eindeutig sinnvoller und somit unbedingt ein fetter Grund zur Dankbarkeit ist.
Gerade ist die Kartoffelernte bei uns das Hauptthema. Viele Sorten sind gut gelungen, je nach Standort und Sorte gibt es Ausfälle - und die eine oder andere Mogelpackungen, verursacht durch Mäusefraß gibt es leider auch. (Ein kleines Reel dazu ist auf Instagram zu finden.)
Die Kürbisse, der Lauch, die Steckrüben,… liegen auf den ersten Blick unsichtbar unter Unkrautmassen begraben, aber sie sind da und müssen nur gesucht werden. Durch den feuchten August ist halt alles ganz gut gewachsen was Rang und Namen hat. Die Ernte im Gurken- und Tomatenhaus ist ziemlich gut aufgegangen, so dass wir keine Übermengen hatten, die irgendwie auf die Schnelle verarbeitet werden mussten. Lauch, Kohl- und Wurzelgemüse und Wintersalate stehen noch in großer Vielfalt auf den Feldern und lassen uns zuversichtlich in den Herbst und Winter gehen. Kein Grund, undankbar zu sein!
Unsere Personalsituation hat sich in den letzten Monaten immer mehr zugespitzt. Wir suchen weiterhin in fast allem Betriebsbereichen nach Mensch, die ihre Begabungen gerne in ökologische Landwirtschaft investieren wollen - auch wenn in unserer Branche keine Goldesel im Stall stehen. Wir freuen uns und sind mega-dankbar für jeden Mitarbeiter, der das bereits tut!
Einen Info-Nachmittag hatten wir im September bei hochsommerlichen Temperaturen, mit ausgewählten regionalen Lieferanten für interessierte Kunden und solche, die es werden wollen. Die Anzahl war überschaubar, jedoch waren so jede Menge gute und intensive Gespräche möglich und wir konnten auch am nächsten Tag nochmal Kuchen essen! Neben den Ständen von unseren eigenen Bereichen, war die Vollkornbäckerei Mulinbeck dabei mit dem Holzofen und leckerem Roggenbrot, Grün&Grün informierte über seine Pilzzucht, Jo Jung hatte seine Showtruppe Schafe im Schlepptau und leckeren Apfelsaft und Pasta Revolution verkostete Alzenauer Dinkelhelden. Kaffee & Kuchen war wie immer nicht bezahlbar, sondern konnte gegen eine Spende für die Hilfsorganisation Samaritan´s Purse genossen werden. Hierbei kamen immerhin rund 400 € zusammen. Herzlichen Dank dafür!
Nun ist es irgendwie plötzlich Oktober geworden. Die Urlauber sind zurück aus dem Süden und die Vögel scharren mit den Flügeln und veranstalten erste Planungstreffen für den Abflug in diese Richtung. Der Nebel beschert dem frühen Vogel-Wurm-Gespann tolle Lichtblicke. Man kann wieder Pilzroulette spielen und sich generell über eine großartige regionale Gemüsepalette freuen. Die Felder rundum leeren sich langsam aber sicher. Die Saisongärtner feiern Erntedank und können sich noch auf schönes Herbstgemüse freuen. Die Eichhörnchen sind genauso im Erntefieber wie wir. Erntezeit ist besonders. Und Anstrengend. Meist gehen die Lichter noch später aus als sonst, weil nach der Ernte am Tag die guten Knollen noch ins Lager gefahren werden müssen. Am nächsten Morgen müssen die Wagen wieder leer und die Maschinerie startklar sein. Hoffentlich ist nichts kaputt gegangen, ansonsten endet der Tag in der Werkstatt.
Wir haben noch ein Nach-der-Ernte-Angebot für die, die vielleicht selbst das eine oder andere Gemüse angebaut haben und sich nun fragen, wohin mit der Beute? Eine etwas in Vergessenheit geratene Methode der Haltbarmachung ist das Fermentieren. Am 21. Oktober findet ein Workshop dazu bei uns statt, den wir mit unseren Saisongärtnern schon gemacht haben. Für diesen Termin gibt es aktuell noch freie Plätze. Angeboten und durchgeführt wird der Workshop von Lukas und Sven von Fermakultur aus Ockstadt. Alle Info´s dazu und die Anmeldung gibt es auf der Seite von Fermakultur.
DANKE für´s Lesen und die netten Rückmeldungen, die ich immer wieder bekomme!
Einen goldigen Oktober allerseits!
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team