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Spieglein, Spieglein an der Wand…

Spieglein, Spieglein an der Wand…

…welches ist das beste Wintergemüse im ganzen Land?

Unsere Hofbewacherin Emmi frisst fast alles, aber wenn man das mal im Netz fragt, bekommt man natürlich sehr unterschiedliche Antworten. Worin sich alle einig sind: Kohl, Wurzel oder Knolle ist wohl der DNA-Garant für gutes, gesundes Gemüse im Winter! Wie gut, dass wir davon vielerlei Sorten angebaut haben.

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Grünkohl auf dem Acker
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Wirsing auf dem Acker, gefroren
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Lauch auf dem Acker, gefroren

Momentan ernten wir noch frischen Grünkohl und Wirsing vom Acker – allerdings nur, solange er nicht tiefgefroren ist.
Zwar weder Kohl noch Knolle, jedoch ein treuer Begleiter in vielen Wintergerichten, inhaltlich auch nicht zu verachten und vielleicht figürlich an der einen oder anderen Stelle ein Vorbild, ist der - den Amaryllisgewächsen zugehörige - Lauch oder Porree. Kaum zu glauben, was alles so drin ist in den dünnen Stängeln: unter anderem Vitamin C, Vitamin K und Folsäure sowie die Mineralstoffe Kalium, Calcium, Magnesium und die Spurenelemente Eisen und Mangan. Daher galt er wohl auch bereits in grauer Vorzeit als Heilmittel und soll schon vor 4000 Jahren angebaut worden sein. Naturheilkundige verlassen sich auf seine abführende, antiseptische (keimtötend), harntreibende und schleimlösende Wirkung. Damit passt er ja ziemlich gut in die erkältungsreiche kühle Jahreszeit und gehört unbedingt mit auf den Januarspeiseplan. Wir bauen jedes Jahr ca. 8-10 ha davon an und ernten von August bis Mai frischen Lauch.

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Lauchernte von Hand
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matschige Stiefel auf dem Lauchacker
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Katze bei der Lauchernte

Derzeit ist er allerdings schwer bis gar nicht vom Acker zu bewegen. Letzte Woche war es so nass, dass wir nur von Hand ernten konnten und nun ist der Boden so stark gefroren, dass man gar keine Chance hat zum Ernten. Da Lauch relativ gut klar kommt mit Frost, sind wir zuversichtlich, dass wir bald zurück können in den Matsch und unser Vorrat im Kühlhaus so lange reicht.

Warum ist das so matschig hier? Das kann ein kurzer Blick in die Auswertung unserer Wetterstation beantworten: Im Jahr 2023 hatte wir in Oberissigheim 845,3mm Niederschlag! Der Wert im langjährigen Mittel liegt im Durchschnitt bei 628mm. Also im Klartext: es hat krass viel geregnet. Das hat natürlich auf Gemüse große Auswirkungen. Unter anderem hat es dazu geführt, dass wir einiges nicht geerntet haben und anderes keine gute Qualität hat. Zu Letzterem zählen leider auch manche Kartoffelsorten. Wir haben uns nun entschlossen, die Knollen je nach Zustand zu waschen, um sie überhaupt für den Verkauf sortieren zu können. Nur so können wir Mängel gut erkennen. Alternativ müssten wir sie komplett zu Futter oder Kompost erklären und hätten bald keine Kartoffeln mehr anzubieten. Wir hoffen auf ihr Verständnis und das sie sich davon nicht abschrecken lassen – im Grunde haben wir mehr Arbeit damit und sie weniger. 😉

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Feldsalat Waschmaschine
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Feldsalat auf dem Rüttelband
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Feldsalat lose in Kisten
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Barbarakraut Ernte im Folientunnel
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Rote Bete Blätter im Folientunnel
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Postelein Ernte im Folientunnel

Aktuell ernten wir dank Folientunnel und Gewächshaus die Wintersalatklassiker Feldsalat, Postelein und unseren Salatmix aus Postelein, Barbarakraut und RoteBete-Blättern. Für den Postelein muss ich hier doch mal wieder eine Lanze brechen, denn er wird leider immer noch nicht ausreichend gewürdigt in der hessischen Winterküche!

Postelein ist gut geeignet um das neue Jahr mit einer kleinen Revolution am Küchentisch zu beginnen, falls sie ihn wirklich noch nicht kennengelernt haben. Er hört auch auf den Namen Kuba-Spinat oder Portulak. Der entfernt Verwandte von Rapunzel (Feldsalat) steht momentan jugendlich und in Topform da und passt nicht nur rein optisch gut zu einer Salat-Revolte. Postelein ist hart im Nehmen und lässt sich von Kälte nicht im Geringsten beeindrucken, ein Prinzickchen mit Sti(e)l. Also, der Stiel gehört so und bleibt dran! Er isst sich zugegebenermaßen etwas sperriger, ist aber genauso variantenreich zuzubereiten wie Feldsalat, geschmacklich interessant, fein-nussig und zart, und er fühlt sich wohl in einer Schüssel mit anderen Salaten. Nur Mut! 😊

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Ladendeko Januar Winterküche
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Online Kochkurs
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Laderndeko Januar Wintersalat

Manchmal sind Anregungen zum Kochen gut, um wieder Ideen zu entwickeln oder mehr Spaß daran zu finden. Wir haben uns darum mal mit der Höhenberger Biokiste aus Velden zusammengetan, um einen Online-Kochkurs zum Thema „Winterküche für ein starkes Immunsystem“ anbieten zu können. Dieser Kurs findet am 02. Februar von 16.30 – 19.00 Uhr statt und kostet 30 € plus die Zutaten. Unter dem Link finden sie weitere Info´s und die Anmeldung dazu.

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Adventsfeier Packteam vor der Packhalle
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Packstelle Lieferservice

Typische Winter-Arbeiten für Landwirte und Gärtner finden auch bei uns statt, neben Advent feiern, ernten, Gemüse putzen und verkaufen. Die kommende Saison will gut vorbereitet sein, darum ist Anbauplanung, Saat- und Pflanzgutbestellerei, Maschinenpark-Wartung, Papierkram und Personalplanung gerade besonders wichtig und zeitfüllend.

Nicht alltäglich und bei Ackerlei noch nicht wirklich oft der Fall, war eine Verabschiedung in den Ruhestand kurz vor Weihnachten. Nach über 20 Jahren bei uns ist Karola Schäfer (Mutter, Schwiegermutter, Oma von Zell´s) nun in Rente gegangen und unser Lieferservice muss nun versuchen, ohne sie zurecht zu kommen. Keine ganz leichte Aufgabe. Karola hat vieles mit aufgebaut und weiterentwickelt in mancherlei Betriebsbereichen. So hat sie viele Spuren hinterlassen, für die wir sehr dankbar sind. Wir wünschen ihr alles Gute für den neuen Lebensabschnitt, dass sie die gewonnene Zeit gut füllen kann und ihre neuen Aufgaben ihr viel Freude bereiten!

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Verabschiedung Karola
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belegte Brote
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Verabschiedung Karola

Wenn es auch gerade auf den Felden ruhig zugeht, so findet man derzeit viele Landwirte und andere solidarisierte Berufsgruppen beunruhigt auf der Straße wieder.

Wir wurden oft gefragt und haben auch hier im Betrieb und mit Kollegen viel diskutiert… auf die Straße gehen oder nicht? Wir haben uns momentan dagegen entschieden, obwohl wir auch viel Verständnis für die Proteste haben. Wir kämpfen tagtäglich um faire Rahmenbedingungen und angemessene Erzeugerpreise für unsere Produkte, von denen unseren Mitarbeiter und wir ein „normales“ Leben führen können. Das ist bisher in den meisten Jahren möglich gewesen; nämlich dadurch, dass es Menschen gibt, die unsere Produkte zum Teil schon seit vielen Jahren zu diesen fairen Preisen kaufen. Menschen, denen es wichtig ist, biologisch und regional einzukaufen, sich saisonal zu ernähren und die heimische Landwirtschaft als so wichtig und relevant zu erachten, dass sie diese unterstützen. Dafür sind wir in erster Linie unendlich DANKBAR und es kommt uns unpassend vor – in unserer Situation – zu demonstrieren. Wofür wir kämpfen müssen, neben der Anerkennung des Wertes von Lebensmitteln und unserer bäuerlichen Arbeit im Allgemeinen, sind die Umstände, die es uns immer schwerer machen, unsere Arbeit gelingen zu lassen und die unseren Kindern eine total unsichere Zukunft bringen. Da steht an vorderster Front die Aufweichung der Gesetzte im Bereich der Gentechnik, viel Bürokratie und Regelwerk vom „grünen Tisch“, Diskrepanzen im Lohngefüge, total veraltete Ausbildungszustände, dadurch Fachkräftemangel und einiges mehr. Trotzdem können wir die Kollegen auf der Straße verstehen, denn das System der Landwirtschaft ist nun mal in Deutschland seit vielen Jahrzehnten auf Subventionen aufgebaut und viele – vor allem kleinere Betriebe, die das „Höher-Größer-Weiter-Spiel“ nicht mitmachen konnten oder wollten – müssen zunehmend um ihre Existenzgrundlage bangen.

Wir wollen an dieser Stelle nicht politisch werden, daher binde ich hier den Sack zu mit einem Wunsch: Im Rahmen der Berichterstattung tauchte ein Bild auf von einem Kindergarten, der am Zaun ein Schild hängen hatte mit dem Slogan „Es geht uns alle an!“ und darunter waren alle Trettraktoren des Kindergartens aufgereiht.

Ich wünsche mir, dass jeder in diesem Land sich bewusst macht, dass seine Einkaufsgewohnheiten Auswirkungen haben, dass sein Verhalten Vorbild ist für seine Kinder und Enkel, dass seine Werte-Vermittlung zukunftsweisend ist und dass gute Veränderungen nur passieren, wenn wir daran arbeiten. Jeder an seiner Position – wir auf dem Acker, im Gespräch mit Kunden und Kollegen,… und sie zu Hause, im Kindergarten, der Schule, auf der Arbeit.

DANKE an all die Menschen in unserem Umfeld, die das schon tun, treue und loyale Kunden sind, solidarisch mit der Landwirtschaft in der Region sind, ökologischen Landbau unterstützen, so unsere Arbeit wertschätzen und uns damit unser Überleben als Landwirte und Gemüsegärtner ermöglichen.

In diesem Sinne halten wir es mit dem alten ABL*-Spruch: Bleibt auf dem Lande und wehret euch täglich!

Rebekka Zell für das Ackerlei-Team

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Bundzwiebeln auf dem Acker, gefroren
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Feldsalat im Freiland, gefroren
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Lauchacker bei Frost im Sonnenaufgang

*ABL= Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft