Zurück in die Zukunft
Da sind wir nun an vielen Punkten unseres Alltags angelangt: beim Zurück. Wieder regional Einkaufen, wegen der Nachhaltigkeit. Wieder biologisch Anbauen, wegen der Artenvielfalt. Wieder unverpackte Lebensmittel, wegen der Umwelt. Regenerative Energien, wegen der Ressourcen. Vor einigen Jahrzehnten noch völlige Normalität. Das war so, da hat niemand drüber nachgedacht.
Vor gut 25 Jahren, als Ackerlei noch in den Kinderschuhen unterwegs war, hatten wir in unserem ersten Mini-Hofladen Getreide und allerhand anderes in unserem ”Körnerregal” als lose Ware stehen.Viele Kunden haben ihre Tüten und Behälter immer wieder mitgebracht und haben sich genau die Menge abfüllen lassen, die sie brauchten. Die eigene Getreidemühle für frisches Vollkornmehl gehörte oft zur Küchenausstattung und für die, die keine hatten, stand unsere Mühle zur Verfügung. Käse gab es an der Theke nur am Stück und es war normal, dass wir im Herbst die Kartoffeln im Sack verkauft haben und Kraut zum Einschneiden für Sauerkraut gab´s auch. Das war irgendwie alles selbstverständlich und gut so. Trotzdem ist vieles davon im Laufe der Jahre immer mehr verdrängt worden. Die losen Artikel sind immer weniger geworden, die Mühle läuft nur noch selten, Kartoffeln im Sack kann kaum mehr jemand lagern...
Jetzt erleben wir seit einiger Zeit, das unverpackte Ware plötzlich das Non-plus-ultra ist. Unser Körnerregal im Hofladen (das nur noch mit drei gängigen Getreidesorten bestückt war) ist neulich einer moderneren Unverpackt-Ecke gewichen, sonst ändert sich bei uns nichts. Wir sind immer noch der Bio-Gemüse-Anbauer von nebenan, es gibt viele regionale Produkte - auch von kleinen Betrieben aus unserem Umfeld.Gemüse und Obst gibt´s nur unverpackt und gerne auch in Lagermengen. Unseren Lieferservice haben wir unter anderem deshalb, weil wir hier mit einem Fahrzeug viele Haushalte bedienen können, die dafür alle ihr Auto in der Garage lassen können. Auf vier Marktplätzen in unserer Region findet ihr uns immer noch, weil wir uns nicht vorstellen können, diese althergebrachte Form des Ver- und Einkaufens über Bord zu werfen, auch wenn wir es – rein finanziell – immer genau im Blick behalten müssen.
Wir haben lange gebraucht, um eine gewisse Betriebsblindheit in dieser Sache zu erkennen. Für uns ist es normal biologisch zu wirtschaften, regional einzukaufen und saisonal zu kochen. Da war das eine oder andere Augenrollen nötig, um den Blickwinkel zu ändern und zu bemerken, dass unsere Realität nicht die der meisten Mitmenschen ist. So haben wir uns nun vorgenommen, wieder mehr zu reden über die Dinge, die nötig sind, damit wir als Gesellschaft unseren Kindern und unserem Planeten nicht weiter die Zukunft rauben. Auch bei diesen schwierigen Themen ist es gut sich klar zu machen, dass wir nur dort anfangen können, wo es unsere Einflussmöglichkeiten gestatten: bei uns selbst. Harte Nummer.
Was wir alltäglich erleben ist allerdings sehr zwiegespalten:
Einerseits wird Regionalität und Bio gefordert, es wird wahnsinng laut medial darüber geredet, berichtet, gefilmt, gefacebookt und co. Andererseits bleibt es in vielen Fällen beim Reden und Gucken, bis zum Verstehen und Gewohnheiten-Verändern kommt es nicht so oft und noch seltener wird es zum Lebensprinzip. Nachhaltigkeit funktioniert aber nur so.
Wir sind mega froh und dankbar, dass Sie das jetzt hier lesen, denn dann gehören Sie zu den Menschen, die sich Gedanken machen und gemacht haben, die Veränderungen wollen und bereit sind, einen oder sogar mehrere Schritte zurück zu gehen, damit es weiter gehen kann. Und wir sind auf Sie angewiesen! Darauf, dass Sie weiterdenken, weitererzählen und weitergehen mit uns gemeinsam und den vielen anderen Erzeugern von Lebensmitteln hier bei uns vor der Haustüre. Zurück in die Zukunft? Klingt nach Science fiktion, ist aber sicher in diesem Fall kein Holzweg.
Darf ich bekannt machen: Ernst Lage
Das ist nicht der kleine Bruder von Klaus, er singt auch nicht und ja, der Witz ist sehr flach, allerdings ist auch einfach nichts mehr lustig an dieser nachhaltigen Trockenheit. Unbestritten hatte Siebenschläfer Recht mit seiner Behauptung, es würde heiß und trocken werden. Die sieben Wochen sind nun allerdings schon seit zwei-drei Wochen überzogen. So eine lange Zeit ohne nennenswerten Regen bei Temperaturen um die 30 Grad und mehr sind an Gemüsepflanzen und Saaten schwer zu vermitteln.Und wenn sie nicht gestorben sind, dann welken sie vor sich hin, sind schwach und leicht zu haben für allerhand Getier. Kein schöner Anblick derzeit da draußen auf den Feldern und wir können leider nichts mehr ausreichend dagegen unternehmen. Denn unserer Wasservorräte sind längst vergossen und Nachschub fließt nicht mehr so selbstverständlich. Ziemlich staublastig ist das momentan und depremierend ... anders kann man es nicht sagen.
Wir beten einfach, dass bald Regen kommt und wenigstens im Herbst und Winter irgendwas noch wächst. Die Hoffnung bleibt und wird mit jeder Wolke am Himmel mehr. Mit ihr im Gepäck versuchen wir, Feldsalat zum Wachsen zu bringen, weiter Salate und Gemüse zu pflanzen und zu bewässern, wo es noch möglich ist. Alternativ könnten wir bald unsere sandigen Äcker in Seligenstadt als Beach-Volleyballfelder vermieten... das stand aber so nicht in der Auftrags-Beschreibung;)
Und das muss man diesem Sommer 2022 mal lassen:
Das Obst ist wirklich der Hammer! Jetzt gibt´s wieder tolle Äpfel, Birnen, Trauben, Pfirsiche, Mirabellen, Zwetschgen und Melonen aus unserer Region. Und fast das gesamte Gemüsesortiment ist ebenfalls von hier, inklusive Fruchtgemüse. Momentan wäre also der perfekte Zeitpunkt, den Kühlschrankinhalt auf ”regional” umzustellen... falls das nicht eh schon so ist. Vielleicht hilft eine Regio-Kiste von unserem Lieferservice dabei?
Es gibt im September eine Aktion von unserem Verband Ökokiste e.V.
Unsere heimische Regiokiste, gefüllt mit ausschließlich eigenen und regionalen Gemüsen und regionalem Obst von befreundeten Obstbauern.
Aktion Regiokiste
Einen schönen Spätsommer und ”Ultreia et Suseia” (der Pilgergruß bedeutet soviel wie ”weitergehen und das Ziel erreichen” wünscht Ihnen
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team
Wäre es nur überall so friedlich wie bei den Schafen und Bullen auf der Weide. Zu schön!
Ja, wir haben mit Erdbeeren aufgehört, allerdings sind wir quasi gezwungenermaßen zu einer Pflanzenlieferung gekommen. Die kann man ja nicht einfach nicht-pflanzen, oder? !
Diese Blüte ist von einer Süßkartoffel. Wir sind mal gespannt, ob das funktioniert bei uns und wir am Ende was ernten.