Lasst die Spiele beginnen…
Ein Leben ohne nebeliges Grau-in-Grau wäre verlockend, nur wüsste man den Sonnenschein sicher nicht zu schätzen. Er lockt uns vor die Tür und den Schnittlauch aus der Versenkung, er entlockt uns ein Grinsen und lockert die allgemeine Stimmung etwas auf. Das können wir gut gebrauchen. Ein paar Sonnenstrahlen sind ungemein hilfreich um den Blick automatisch nach oben zu lenken.
Den Himmel auf Erden finden wir wohl in jeder Pfütze, aber ein himmlisches Gefühl im Bauch gibt´s, wenn wir anderen Gutes tun. Wir haben spontan den Valentinstag genutzt und unter dem Motto „Liebe ist ein Tun-Wort“ 10% von unserem Tagesumsatz in den Hofläden an die Organisation Samaritans purse gespendet, die in den Erdbebengebieten in der Türkei und in Syrien vor Ort für die Menschen da ist. Sicher ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Vielleicht sind aber gerade diese paar Euros der Sonnenstrahl, den ein Mensch braucht, um wieder neuen Mut zu finden. Klinken Sie sich gerne ein und machen sie mit!
Mit der Tageslichtlänge nimmt auch die gärtnerische To-Do-Liste Fahrt auf und der Frühling meldet sich aus dem Keller zurück, wetzt die Krallen und erklärt dem Winter, dass er jetzt zu verschwinden hat. Manchmal gewinnt die kalte Macht wieder ein paar Tage, dann versetzt die Superkraft Sonne ihr wieder einen Kinnhaken. Diese Balz können wir nun noch einige Wochen verfolgen mit der tiefen Gewissheit, dass am Ende immer das Warme, das Neue, das Grün und das Gezwitscher den Winter schachmatt setzt.
Die letzten frostigen Nächte im Februar waren trotzdem perfekt zum Pflügen und Spaten. Der gefrorene Boden war außerdem optimal, um bei strahlendem Wetter Mist-Kompost als nährstoffreiches Bodenfutter und letztlich für unser Gemüse auszubringen.
Richtig rund ging es in unserem Gewächshaus. Wir dachten ja, wir sind nun schlauer als im ersten Jahr und das läuft jetzt… hihi. Nun denn: neue Saison, neue Herausforderungen! Wie beispielsweise eine Lieferung von tausenden Tomatenpflanzen, die durch eine Verwechslung zweier Tomatensorten mit fast identischen Nahmen, aber komplett anderen Eigenschaften, leider nicht gepflanzt werden konnten. (Vielleicht sollten wir zukünftig was Nervenschonenderes anbauen, Baldrian vielleicht?)
Nachdem alles soweit hergerichtet worden war, kamen also die ersten Gurken- und Tomatenpflanzen. Die müssen dann immer zackig in die Erde, möglichst am gleichen Tag der Lieferung. Dann bekommt jede einzelne Pflanze einen „Versorgungsschlauch“ (Spaghettitropfer) gelegt und wird an der Schnur angeclipst, die ihr von nun an als Rankhilfe und Wegweiser dient. Das alles muss sehr schnell gehen. Wenn alles normal läuft, wachsen die Gurkenpflanzen nämlich innerhalb eines Tages ca. 12 cm. Danach beginnen die Routinearbeiten. Wickeln, clipsen, ausgeizen, bewässern, Klima steuern, Nützlinge und Schädlinge im Blick behalten,… ernten! Wir erwarten die ersten erntereifen Gurken Anfang März und die Tomaten Ende April.
Die Hummelvölker sind schon fleißig unterwegs und auch sonst tut sich was bei den Nützlingen. Mit einer sogenannten „offenen Zucht“ haben schon vor einigen Wochen mit Getreideläusen auf einer Getreidemischung begonnen, Blattlausgegenspieler anzuziehen, die dann mit samt dem Getreide im Gewächshaus verteilt wurden. Sinn der Sache ist, dass bereits Nützlinge im Bestand sind, bevor die Läuse in den Kulturen auftauchen. Mal sehen, ob das funktioniert. In jedem Fall ist es ein spannendes Projekt für unsere Auszubildende.
Draußen ging es zwischen Frost und Regen kurz und gut hoch her, mit dem Ergebnis, dass nun die ersten Salate in der Erde stecken, die Radieschen gesät sind, der Spinat wachsen kann und einige Jungpflanzen bereits die Köpfe aus den Saatplatten strecken. In unseren unbeheizten Tunneln hat sich auch bereits viel getan. Sehr krass der Effekt, wenn man mal ein paar Tage nicht gucken war, wie schnell das Grün da explodiert. Plötzlich tummelt sich Rucola in der Salatschüssel. Und Barbarakraut. Und Rote Bete Blätter. Erdbeeren sind erkennbar und jemand hat Postelein durch Blattsalate ersetzt.
Es gibt aber auch einen Bereich, indem es teilweise ohne uns weitergehen muss. Wir sind ja nun schon über 25 Jahre auf diversen Wochenmärkten in der Region vertreten, weil wir überzeugt sind von Direktvermarktung und weil Einkaufen auf dem Markt einfach das ursprünglichste Einkaufen überhaupt ist. Wir werden die Märkte auch nicht alle aufgeben, unsere aktuelle Situation erfordert aber Veränderungen.
Vor ca. 1,5 Jahren haben wir unseren Langenselbolder Marktstand wieder übernommen. Nun sehen wir uns gezwungen, ihn schweren Herzens an den berühmten Nagel zu hängen. Wir haben es echt versucht, aber es ist für uns auf Dauer finanziell einfach nicht mehr vertretbar. Zudem fehlt es an geeigneten Mitarbeitern. Darum findet der Markt in Langenselbold ab Ende März ohne uns statt.
Unseren Stand samstags in Bad Vilbel wird es weiter geben, allerdings ist dort - wie schon auf dem Offenbacher Märktchen - von nun an Anne Schwarzfischer die Chefin! Sie betreibt selbst die kleine Bioland-Gärtnerei am Marienhof in Bruchköbel. Bei ihr wissen wir unsere Kunden gut aufgehoben und unsere Ware ist ja trotzdem noch da.
Vieles neu macht also auch der März und so freuen wir uns drauf, dass der Frühling die Spiele bald gewinnt und wir hoffen, dass Mr. Putin seinen Blick auch mal gen Himmel richtet und sich zum Frieden leiten lässt.
Friedliche Grüße,
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team
P.S. DER Faschingszug dieses Jahr war besonders laut und hübsch anzusehen;)