Artenvielfalt!

Auf den ersten Blick ist sie ganz schön anstrengend diese Vielfalt an Menschen, Tieren und allerlei Gewächsen auf unserem Planeten. Jeder hat Bedürfnisse, jeder will, meint, hat was. Nonstop Interessenskonflikte– man braucht nur unsere Lämmer anschauen: sie wollen raus aus dem Gehege, die Muttis schreien sich die Seele aus dem Leib, weil King Loui, Shadow und Udo ihr Ding machen, der Gärtner ärgert sich, weil sie seine Bundzwiebeln anknabbern und im Folienhaus alles platt trampeln, der Hund macht Terz, weil er sie in seinem Revier nicht haben will; nur die Bundzwiebel wird nicht gefragt – sie hat wohl keine Stimme… Oder diese Schwälbchen-Invasion. Haben die das Recht auf ein Nest in meinem Treppenhaus, nur weil dort vor 20 Jahren ein Kuhstall war?! Ganz zu schweigen von Mücken! Die braucht doch wirklich niemand, oder etwa doch? Zumindest ein Nachtflugverbot könnte mal jemand aushandeln.

Trotzdem gibt es jedes Jahr am 22.Mai den internationalen Tag der biologischen Vielfalt. Biodiversität ist gut. Sogar wichtig. Unbedingt schützenswert. Nur Tabakpflanzen, Kaffeebohnen und Rindviecher zu bewahren ist nicht genug, nein, Tomaten gehören auch dazu – schließlich braucht der Teenager Ketchup zum Überleben – und Regenwürmer, die sind okay, machen keinen Krach, sind nützlich und fleißig. Doch der Unesco reicht das nicht und ehrlich gesagt, uns auch nicht. Dieses Datum erinnert daran, dass am 22. Mai 1992 das UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt verabschiedet wurde. Die Weltgemeinschaft setzt sich im Rahmen dieses Übereinkommens regelmäßig Ziele, um den Erhalt der biologischen Vielfalt, ihre nachhaltige Nutzung und gerechte Verteilung des Nutzens zu fördern. Soweit, so löblich. Was hat das mit uns zu tun? Unser Verband „Bioland“ ist schon lange vor der Unesco auf den Trichter gekommen, dass die Schöpfung mit all ihrer Vielfalt bewahrt werden muss. Weil System dahinter steckt und das funktioniert nur, wenn alle Teile des Systems mitmachen können. Vermeintliche „Schädlinge“ und sogenannte „Nützlinge“. Bioland hat darum auch die „Insektenlobby“ ins Leben gerufen. Für eine Landwirtschaft, die Artenvielfalt stärkt und das Ökosystem bewahrt. Die ökologische Landwirtschaft bietet nachweislich eine sehr gute Möglichkeit, die Ökosysteme vielfältiger zu gestalten und zu schützen. Es wird auf Faktoren verzichtet, die das Artensterben begünstigen. Doch nicht nur die Landwirtschaft, auch die Gemeinden, Städte und wir alle können bessere Lebensbedingungen schaffen. Mehr Info´s darüber und die Möglichkeit Mitglieder der Insektenlobby zu werden.

Vielfalt ist uns wichtig, darum bauen wir nicht nur Kartoffeln und Kürbis an, sondern übers Jahr eine ganze Menge andere Gemüsesorten. Auch wo viele Menschen zusammen arbeiten, ist Vielfalt Programm. Und schön ist sie sowieso. Guckt euch mal die tollen Insekten und Blüten an, die gerade überall da draußen leuchten und summen! Ziemlich genial. Und sicherlich überblicken wir schlauen Menschen noch immer nicht das „Große-Ganze“.

Vielerlei Aufgaben hat der Mai für uns Gemüsebauern auf den Plan geschrieben. In diesem Jahr ist das Zeitfenster für die Draußenarbeiten recht kurz gewesen bisher. Es war lange kühl und nass, die Felder konnten nicht gut abtrocknen und so wurde die Zeit immer knapper zum Säen und Pflanzen und Kartoffellegen. Gut, wenn der Mond dann ein bisschen an seinem Strahlkraftregler dreht und das Feld erleuchtet, dann kann man abends ein bisschen länger arbeiten. In der Landwirtschaft ist es halt einfach so, da wir komplett wetterabhängig sind. Wenn es dann passt, wird zur Not im Mond- und Scheinwerferlicht geschafft. So wurde dann auch unser Saisongarten gerade noch rechtzeitig einigermaßen fertig für die Übergabe an die Pächter.

Nun sind also allerhand Saaten von Möhren, über Rote Bete bis Zuckermais gesät, diverse Pflanzen von Zucchini bis Sellerie stecken und die späten Kartoffeln liegen nicht nur gemütlich in der Erde – das erste Laub kommt auch schon zum Vorschein. Kartoffeln können wir tatsächlich auch schon bald anfangen zu roden. Die frühen Sorten sind bereits Ende Februar gelegt und mit Vlies abgedeckt worden, so dass wir in den nächsten Tagen die ersten Knöllchen ernten können. Unser Kohl hat noch nicht sein ganzes Wachstumspotential ausgeschöpft, da müssen wir noch etwas drauf warten. Auch Möhren und Fenchel brauchen noch Zeit zum Wachsen. Dafür freuen wir uns über Radieschen, viele Kräuter, Blattsalate und Spinat, sowie zumindest regionale Mairübchen, Kohlrabi, Blumenkohl, Staudensellerie, Bund Rote Bete,… und natürlich Spargel!

Auch wenn hier bei uns meistens Gemüse in der Hauptrolle spielt – so spielt Obst zumindest eine wichtige Nebenrolle und ist aus keiner Ernährungsweise wegzudenken. Langsam neigen sich die zitrus- und apfellastigen Obsttage in eine andere, von vielen sehnsüchtig erwartete, Richtung. Erdbeeren und Heidelbeeren machen den Anfang, nach und nach kommen nun Aprikosen, Pfirsiche und Nektarinen dazu. Die ersten Melonen sind auch schon da und sorgen für mehr Abwechslung. Da haben wir sie wieder - die Vielfalt - auch im Obstsalat. Und das ist erst der Anfang.

Kürzlich war mal ein Montagnachmittag für einen Ausflug nach Linsengericht-Altenhaßlau reserviert. Dort arbeitet unser ehemaliger Gärtner-Azubi Jonas Frey in der Gärtnerei Grün &Grün des Behindertenwerkes Main-Kinzig. Unter dem Markennamen "Stammesbrüder" werden dort frische Bioland-Speisepilze aus eigener Zucht (Shiitake und Kräuterseitlinge) für uns angebaut. Außerdem ist ein Inklusionsbetrieb für Garten-Landschaftspflege und eine Staudengärtnerei angegliedert. Unsere Mitarbeiter kamen beschwingt von ihrer kurzen- mit Infos, Kaffee & Kuchen gefüllten - Auszeit zurück. Jetzt schmecken die Pilze nochmal so gut! Erik hat das Erlebte kurz zusammengefasst: „Beim BWMK fand ich bemerkenswert, wie versucht wird, heimische Stauden zu reetablieren - als Gegenentwurf zu streng geschnittenen Hecken, die Insekten wenig Lebensraum bieten und optisch eher steril wirken. Zu sehen, wie Shiitake und Kräuterseitlinge angebaut werden war zudem für mich neu. Sehr interessant fand ich auch die wirtschaftlichen Eckdaten, z.B. wie vergleichsweise wenig Einfluss die staatliche Förderung hat… Ihr Ansatz, auf mehreren Ebenen zu wirken, abgerundet durch den Samstagsmarkt mit Musik, Speis und Trank, und sich damit aktiv in die Gemeinde einzubringen, gefällt mir. Insgesamt ein ambitioniertes, schönes Projekt.“

Und damit nicht genug, auch am 9. Hessischen Grundschultag am Montag, 15. Mai 2023 auf dem Gelände des Reit- und Fahrvereins Seligenstadt haben wir mitgewirkt. Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klassen hatten dort die Möglichkeit, anschaulich Informationen an ca. 70 Stationen aus den Bereichen Natur, Landwirtschaft, Forst, Bienen, Pferde sowie andere Groß- und Kleintiere, Fischerei, Umwelt, gesunde Ernährung, Orientierung und Bewegung zu bekommen. Bei uns war die Kartoffel Thema und es wurden selbst Chips hergestellt und natürlich allgemein über ökologischen Landbau und Artenvielfalt informiert. Toll, dass es so etwas gibt!
Die allermeisten Menschen freuen sich über die vielen Feiertage. Für unsere Abläufe ergeben sich daraus einige Änderungen, wie die Tour-Verschiebungen für den Lieferservice. Bitte beachten Sie dazu die angepassten Bestellfristen und Lieferzeiten!