Rüben-Rettich-Rapunzel-Zeit
Offensichtlich ist es nun Herbst. Bei uns steigen die Matschpegel, Emmi hat beschlossen, dass das Blumenbeet ausgedient hat und es für ihre Zwecke hergerichtet, die einheimischen Fruchtgemüse nehmen am Winterschlafprogramm teil und die empfindlichen Blattsalate bekommen kalte Füße und machen sich vom Acker.
Aber hey, Radicchio rockt! Hier gibt es eine klare Verzehrempfehlung vom Reh-Truppenverband aus der Gemarkung Langendiebach. Auch Endivien sorgt für den ultimativen Kick in der Salatschüssel. Postelein und Feldsalat (Rapunzel) finden wieder Platz im Essensplan, natürlich auch Chicorée und Zuckerhut. Bitterstoffe sollen ja richtig guter Stoff sein für die körperliche Gefahren-Abwehranlage.
Eine gute Konstitution und Wetterfestigkeit ist jedenfalls sehr hilfreich, wenn man bei der aktuellen feucht-stürmischen Witterung von morgens in der Frühe bis zur Dunkelheit auf dem Roder steht und versucht Steckrüben, Möhren, Sellerie, Süßkartoffeln, Rote Bete und Pastinaken aus dem Boden zu bekommen. Hier wurde schon die eine oder andere Schlammschlacht geschlagen in den letzten Wochen und es bleibt weiter spannend, ob wir alles vor dem ersten nennenswerten Frost ins Lager bekommen. Wenn es nämlich zu nass ist, bleiben wir dem Boden zuliebe daheim. Wir wollen nämlich möglichst keine Verdichtungen hinterlassen mit den Maschinen. Oder wir ernten von Hand. Zum Beispiel Fenchel, Wirsing, Chinakohl, Lauch, Grünkohl, Petersilie und Salate.
In der vergangenen Woche haben wir unsere letzten Tomaten gepflückt und anschließend wurden die Pflanzen von eine speziellen Häcksler zerkleinert (Ein Reel dazu gibt es auf Instagram), die Gurkenpflanzen folgen nun in diesen Tagen Richtung Kompost, die Zucchini haben ebenfalls nichts Essbares mehr zu bieten und geben einen trostlosen Anblick ab. Das sind freilich traurige Nachrichten für alle Fruchtgemüseliebhaber, jedoch sorgen diese dafür, dass man in Europa - zumindest was den Gemüsebereich angeht – wieder aufeinander zugeht. Die Niederlande liefert Paprika und der Blattsalat steigt aus französischen Kisten. Die Spanier bringen außer Gurken, Auberginen & Co. bereits die ersten Zitrusfrüchte mit.
Orangen, Clementinen, Satsumas, Sweeties und Grapefruit lassen uns ahnen, wo die Reise hingeht: unweigerlich auf Weihnachten zu. Jedoch muss man der Fairness halber dazu sagen, dass die schönen Schokofiguren und allerlei Gebäck eher weihnachtliche Stimmung auslöst, als die orangen Früchte, deren „Blutzuckertest“ momentan noch eher negativ ausfällt. (Hier mal was zum Besserwissen: Der Brix-Wert = Zuckergehalt lässt sich anhand eines Refraktometers bestimmen und gibt an, wie viele gelöste Zucker sich in einer flüssigen Lösung befinden. Ein Brix bedeutet, dass 100 Gramm einer flüssigen Lösung 1 Gramm Zucker enthält. Also: je süßer die Lösung, desto höher der Brix.)
Also, zugunsten eines harmonischen Miteinanders: Esst Kekse! (Sie befinden sich im Shop in der Rubrik Weihnachten)
Apropos Harmonie… Der Frieden in unserem Gewächshaus war etwas in Schieflage geraten, durch ein erhöhtes Aufkommen von Tunnelgräbern und Mitessern mit grauem Fell und spitzen Nasen. Nun haben wir auch hier eine Gefahren-Abwehr eingerichtet. Sie heißen Sari und Pascha, sind von bedrohlich dunkler Farbe, aber ansonsten sehr niedlich, vorausgesetzt, dass man nicht gerade auf ihrem Speiseplan vorkommt. Bald dürften sie die Alleinherrscher sein, denn ihr Konzept funktioniert gut! Ebenfalls in diese Rubrik passt unser Neuzugang auf der Schafweide. Er heißt Sascha und ist nur für einen begrenzten Zeitraum und für einen klaren Auftrag bei den Schafen: Nachwuchs und Frieden im Stall! #schaumerma
Nun denn, dass Jahr geht in den Endspurt. Darum räumen nun auch die Saisongärtner ihre Parzellen nach und nach ab. Nach unserem Erntedankfest, hatten wir noch einen weiteren Fermentier-Workshop Ende Oktober mit Luki und Sven von Fermakultur aus Ockstadt, um noch etwas von den Wurzeln und Krautköpfen für den Winter haltbar zu machen. Nach der „Räuberwoche“ ist dann erstmal Pause bis zum nächsten Frühjahr. Gerne kann man sich schon anmelden für die Teilnahme an der Saison 2024!
Auch wenn derzeit die Lichter bei uns erst spät ausgehen, ist es absehbar, dass es auf den Feldern bald ruhiger wird und damit auch die Tage für uns etwas kürzer werden. Der Anblick, einer bunten Gemüsevielfalt im Lager und auf den Ladenregalen lässt das Gärtnerherz höher schlagen und verdrängt schnell die Herausforderungen, die nötig waren, bis das alles nun bereit ist, gegessen zu werden. In den Folientunneln wachsen sehr gemächlich noch ein paar Wintervitamine und gerne wollen wir von ihnen lernen und versuchen, etwas ruhiger zu werden in der nächsten Zeit.
Alles hat also seine Zeit – auf dem Acker und im Leben. Darum möchten wir Sie auch teilhaben lassen am Tod von Thomas´Mutter Margot Zell.
Nachruf Margot Zell
Manches wäre anders verlaufen bei Ackerlei, ohne Menschen wie sie!
Margot hat viele Spuren hinterlassen, vor allem bei den Menschen, die ihr begegneten.
Durch ihre offene Art, ihre Herzlichkeit und Zugewandtheit, ihren Blick für die Bedürfnisse der anderen, ihre Hilfsbereitschaft, Fürsorge und Liebe. Viele Jahre hat sie Rebekka und Thomas mit dem Haushalt, den Kindern und dem Betrieb unterstützt, solange es ihr möglich war. Ein Anruf genügte und Margot und Nik Zell waren zur Stelle aus der fernen Eifel – was auch immer anstand.
Familie Zell und das ganze Ackerlei-Team trauern um Margot Zell, die nun in ihre himmlische Heimat gehen durfte. Sie hat überall in unserem Betrieb ihre Spuren hinterlassen und so sind wir bei aller Traurigkeit einfach dankbar, dass wir viele schöne, fruchtbare Jahre zusammen erleben durften.
Oktober 2023
Herbstliche Grüße aus dem Ackerleiland und Umgebung,
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team
Hier noch das Rezept zum Titel:
Rüben-Rettich-Rapunzel-Platte
Zutaten
Saft von einer (Blut-)Orange | 6 EL Öl | 1 Zwiebel | 2 Rote Bete (ca. 300 g) |1 Messerspitze gemahl. Anis | 2 schw. Rettiche (ca. 300 g) | 300 g Feldsalat |1 Prise schw. Pfeffer, frisch gemahlen | 1 Bd. Schnittlauch Für die Sauce:1/2 TL Salz | 1 EL Apfeldicksaft | 1/2 TL gemahl. Senfkörner | 2 EL Zitronensaft
Zubereitung
Für die Sauce das Salz mit dem Apfeldicksaft, Senf, Zitronen- und Orangensaft verrühren, bis sich das Salz völlig aufgelöst hat. Die Zwiebel schälen, in ganz kleine Würfel schneiden und unter die Sauce rühren. Die Rote Bete gründlich unter fließendem Wasser bürsten, die Wurzel- und Stilansätze entfernen. Die rote Bete sehr fein reiben und mit dem gemahlenen Anis würzen. Die Rettiche ebenfalls unter fließendem Wasser bürsten und die Stiel- und Wurzelansätze entfernen. Die Rettiche ungeschält grobraspeln und mit dem Pfeffer bestreuen. Den Feldsalat verlesen, in reichlich Wasser gründlich waschen und trockenschleudern. Große Pflänzchen teilen, kleine ganz lassen. Den Schnittlauch waschen. Die geriebene Rote Bete und den Rettich nebeneinander auf einer Salatplatte anordnen, mit Feldsalat umkränzen und mit Schnittlauch bestreuen. Die Sauce gleichmäßig über die Rohkost geben.