Lichtblicke
Vom Physiotherapeuten, über den Sozialhilfeverein, ein Angebot der Kirche bis zum Energieanbieter… viele beanspruchen den Namen „Lichtblick“ für sich und sehen sich als solchen für die Menschheit in ihrem Umfeld. In der letzten Zeit habe ich mir den einen oder anderen Lichtblick gewünscht und dabei sicherlich nicht an den Zählerstand des Stroms gedacht! Herbst ist halt doch ganz schön oft sehr düster. So habe ich also im Nieselregen unsere Erntedank-Deko vorm Hofladen platziert, eher brummig und unzufrieden und so gar nicht erntedanklich gestimmt. Wofür denn in diesem anstrengenden Jahr dankbar sein?
Vielleicht mal für jede kleine oder größere Krise, die wir überstanden haben! We have survived! Oder alles, was wir trotz unpassender Wetterlage geerntet haben! Gar nicht mal so wenig. Für junge Menschen im Team, die sich engagieren und etwas bewegen wollen! Und manch Älteren, der schon viele Jahre mit uns unterwegs ist. Es finden sich auch immer wieder neue Menschen, die mit uns zusammenarbeiten möchten und die ihre Arbeitszeit, in den ökologischen Landbau investieren wollen. Das gibt Hoffnung. Dafür, dass die viele Zeit, Gedanken schmieden und Ideen entwickeln für das Hofgut Patershausen nicht umsonst waren und es dort nun gut weitergehen kann! Und Nebenbei eine tolle Zusammenarbeit ausgebaut wurde mit den Kollegen vom Oberfeld, vom Dotti und aus Steinfurt. Wir sind dankbar für die erfolgreiche Gärtner-Meisterprüfung von Philipp im Sommer! Für die Baugenehmigung unserer neuen Kartoffelhalle! Einige schöne Veranstaltungen waren dabei im Frühjahr und Sommer, wie das Hallo Frühlings-Fest, das Sommerloch Grill & Chill und Workshops mit vielen, wertvollen Begegnungen und Gesprächen.
Auch sie, liebe Kundinnen und Kunden, sind solche Lichtblicke, die wir zum Überleben brauchen! Immerhin sind wir angetreten, um unsere Region mit gesundem Gemüse zu versorgen. Das funktioniert ja nur, wenn sie sich auch auf unser Gemüse einlassen. Wir haben schon bemerkt, dass es für viele schwierig geworden ist, dem regionalen Biogemüse direkt vom Erzeuger beim Einkauf die Priorität zu geben. Daher sind wir wirklich dankbar, wenn sie es tun und dafür vielleicht an anderer Stelle sparen müssen. Wir wissen das sehr zu schätzen! Also, wenn man mal in sich geht, findet man eindeutig jede Menge Gründe zur Dankbarkeit!
Und nicht zuletzt, haben die allermeisten in unserem Land ja wirklich genug zum Essen, ein Dach überm Kopf, Zugang zu Ärzten & Co., … Manche haben es allerdings auch in Hessen schwer und sind dankbar für Unterstützung. Die Stiftung LICHTBLICK betreibt die Hanauer Tafel, die wir seid über 20 Jahren unterstützen. Zweimal pro Woche wird Ware vom Lieferservice, Hofladen und der Landwirtschaft, die nahe am Mindeshaltbarkeitsdatum ist oder optische Mängel aufweist, bei uns abgeholt. Auch in Seligenstadt gibt es eine solche Einrichtung, die Haltestelle, die Ware im Hofladen dort abholen kommt. Vom Wochenmarkt versorgen wir Foodsharing mit solchen Produkten, die direkt dort abgeholt werden. Wir unterstützen zudem seit einigen Jahren die Suppenküchen der Kirche des Nazareners in Hanau, sowie die Issigheimer Essensbank. Außerdem wird bei uns noch selbst gekocht für alle Mitarbeiter, wo natürlich vorzugsweise Ware, die das MHD erreicht hat, und Gemüse/Obst mit Mängeln verarbeitet wird. Wir hoffen, dass wir damit zum Lichtblick für den einen oder die andere werden.
Erntedank bedeutet ja immer auch, dass nun der Herbst da ist. Und es ist nicht zu übersehen. Der Planet ist auch wieder eine Erntezeit älter und beim Blick in den Spiegel, sind eindeutige Anzeichen erkennbar. Spinnweben in den Wiesen zum Beispiel. Das letzte Picknick ist gehalten, der letzte Zwetschgenkuchen 2025 gegessen, nun kommt der goldene Oktober! So darf man hoffen.
Für uns heißt das ganz praktisch, ernten was zu Ernten ist, an den Tagen, die es gestatten, so lange es geht mit allen verfügbaren Kräften. Aktuell fahren wir viele Kartoffeln, einige Hokkaidos, Süßkartoffeln, Rote Bete und Möhren fürs Lager nach Hause.
Jeden Tag ernten wir außerdem Schlangengurken, Spitzpaprika und Tomaten im Gewächshaus und im Freiland bzw. Folientunnel was die tapferen, mehltaugebeutelten Zucchini und Landgurken noch zu geben haben, Bundzwiebeln, verschiedene Blattsalate, Endivien, ein paar Kräuter, wieder ein Satz Mais, viele Kohlsorten von Spitz- bis Grünkohl, Lauch, Fenchel, noch immer Buschbohnen, sowie derzeit wunderschönen Broccoli und Blumenkohl.
Das wärme- und sonnenliebende Fruchtgemüse ist das erste, was sich vom hessischen Acker macht. Hier sind nun zunächst die Paprika den Niederländern und Spaniern gewichen, demnächst gefolgt von Auberginen und Zucchini. Wir haben in diesem Sommer keine Zucchiniüberschüsse verarbeiten müssen, aber getrocknete Tomaten und Pizzatomaten (stückige Tomaten) wurden für uns wieder in der Küche von Antonius in Fulda hergestellt, um uns über den Winter zu retten, wenn wir einen geschmacklichen Sommer-Lichtblick benötigen 😊
An der Stelle wollte ich mal auf unsere Pilzauswahl hinweisen, die momentan fünf Sorten umfasst und richtig gut ins herbstliche Kochprogramm gehört. Nicht jeder hat Zeit und Fachverstand, um sich unter die Bewohner des Waldes zu mischen, um auf die Suche nach essbaren Wildpilzen zu gehen. Dafür haben unsere Kollegen von Mjko aus Büttelborn sich in den letzten 30 Jahren auf Mykologie spezialisiert und versorgen uns zuverlässig mehrmals in der Woche mit frischen Bio-Speisepilzen. Shiitake und Kräuterseilinge liefert in der Regel die Bioland-Gärtnerei des BWMK Grün & Grün aus Linsengericht-Altenhaßlau.
Die Obstpalette ist gerade sehr Äpfel- und Birnen dominiert. Trauben sind noch am Start und einige Exoten wie Kaki, Maracuja, Granatäpfel und Mango. Es trudeln die ersten heimischen Wal- und Haselnüsse ein, sowie sehr schmackhafte Physalis! Am Horizont ist also schon die fruchtige Trendfarbe für den Winter zu erahnen. Nutzen wir also das regionale Angebot, solange es was gibt.
Während die Piepmätze lautstark Reispläne schmieden, kämpft der Feldsalat um seinen Platz im Weihnachtsmenü. Der diesjährige Feind hat ein borstiges Kleid, vier Hufe und ein Näschen für sich unter der Erdoberfläche befindliche Leckereien. Schwierig. Für den Feldsalat.
Unser Radicchio schmeckt Familie Rehlein, der Postelein ist den Krähen ausgeliefert und dieser Rotkohlsatz … geht wohl als RaupKunst auf dem Schwarzmarkt weg. Also, man kann es drehen und wenden wie man will: Erntedank hat seine Berechtigung und es ist nur mit ganz viel Wunder und Segen zu erklären, dass wir überhaupt immer wieder Gemüse mit passabler Optik auf den Tisch bringen!
Einen Monat mit so vielen schönen Lichtblicken wie am ersten Oktobermorgen, wünscht Ihnen
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team