Darf´s ein bisschen mehr sein?!
Wie jedes Jahr im Mai würden vermutlich alle Gärtner mehr Schlaf, Kaffee, Zeit und mehr Arbeitskraft nehmen… dieses Jahr auch gerne etwas mehr Regenwasser und Sonne. Die kalten Nächte und der viele Wind fordern unsere jungen Pflänzchen ganz schön heraus und bescheren den Nilgänsen Strandfeeling am Wegesrand.
Stellenweise gibt es Kälteschäden bei den Kartoffeln; bei uns Gott sei Dank keine größeren Totalausfälle. Wir haben die Hoffnung, dass sie sich wieder erholen. Allerdings gibt’s auch Lücken. Beispielsweise sind unsere Pastinaken nicht alle rechtzeitig durch die feste Erdkruste gedrungen und direkt unter der Oberfläche eingegangen.
Diese Woche haben wir Fenchel geerntet, der wirklich lecker schmeckt, aber eigentlich zu fest und trocken ist und zudem schon jetzt den Schossimpuls hat, was auf zu wenig Wasser zurückzuführen ist. Viele Gemüsepflanzen stehen auf dem Acker, die gefühlt das Wachstum gestoppt haben. Sie warten auf Wasser und Licht.
Nun denn, der kleine Piepmatz stimmt in das Gejammer über das Wetter mit ein und außerdem hat er sich über seine unzuverlässigen Eltern beklagt😉 Unserem Teich sieht man es auch an, dass schon viele Liter entnommen wurden zur Bewässerung, was scheinbar weder Enten noch Gänse als störend empfinden. Aber nun wechseln wir mal zu erfreulicheren Themen! Der nächste Regen kommt bestimmt, denn die Frösche quaken und das bedeutet schönes Wetter – was auch immer das ist…
Frühlingsmarkt in Bruchköbel, Parzellenübergabe im Saisongarten, Messe im House of Food, Sträuße binden zu Muttertag, Jungpflanzenverkauf, … auch ohne das übliche Geschehen auf Äckern, der Baustelle und in unserer Direktvermarktung, war hier allerhand los in den letzten Wochen.
Apropos Baustelle: Zu der zugegeben etwas kryptischen Randbemerkung im letzten Newsletter kamen doch einige Fragen auf. Nein, es wird kein Wohnhaus! (Wer bitte soll das denn putzen in dieser Größenordnung?!) Und ja, es wird eine relativ große Halle von ca. 1900 m². In den letzten Jahren hat sich unser Betrieb in die eine oder andere Richtung verändert und erweitert. Unter anderem konnten wir auch durch Kooperationen mit lokalen Kollegen unseren Anbau deutlich ausweiten und so z.B. unseren Kartoffelanbau an den Bedarf anpassen, damit wir selbst das ganze Jahr über eigene Kartoffeln anbieten können. Die brauchen natürlich Platz zur Lagerung und Aufbereitung. Da gab es einige kreative Lösungen in den vergangenen Jahren, aber effektives Arbeiten funktioniert so nicht. In der neuen Halle dürfen dann unsere Kartoffeln in ein klimatisch optimiertes Kartoffellager einziehen. Es wird außerdem mehrere Kühlräume mit verschiedenen Klimazonen für die unterschiedlichen Bedürfnisse von verschiedenen Gemüsesorten geben. Dann gibt’s wieder Platz und in der Folge verbesserte Abläufe, effektiveres Arbeiten und glücklichere Mitarbeiter. So der Plan!
Wie erwähnt, läuft der Alltag weiter. So pflanzen und säen wir wie üblich im Monat Mai einen großem Teil der Grundlage für den Rest des Jahres: Kartoffeln, alle Wurzeln und Knollen, Kohl in den bekannten Farben und Formen, Salate, Kräuter, Mais, Bohnen, Kürbisse, Zucchini, Landgurken in die Folientunnel,… bestimmt hab ich was vergessen. Wenn alles in und unter der Erde ist, geht’s weiter mit den Pflegearbeiten, die sich über den ganzen Sommer hinziehen – haken, jäten, fräsen, häufeln, mulchen und bestenfalls genug Wasser zur Verfügung stellen.
Nun am Ende des Monats wird die Liste der Produkte aus eigener Ernte auch schon wieder länger: Fenchel gesellt sich zu Salaten, Kräutern, Tomaten und Gurken. Und in den nächsten Tagen können wir mit der Ernte der ersten Frühkartoffeln starten! „Avanti“ heißt die Sorte und macht ihrem Namen alle Ehre. Außerdem sind die ersten Zucchini und zarte Bundzwiebelchen gesichtet worden bei der letzten Ackerrundfahrt! Was hier so gemütlich aussieht, ist übrigens harte Kopfarbeit. Bei all der Vielfallt und dem aktuell sehr kompakten Zeitplan ist viel Kommunikation und Koordination nötig.
Im Übrigen haben andere Gärtner auch schönes Gemüse! Wir staunen gerade über wunderschönen frühen Weiß-, Spitz- und Rotkohl vom Hof Morgentau aus der sonnenverwöhnten Vorderpfalz, genauer Kleinniedesheim. Hier wird seid über 30 Jahren nach Bioland-Richtlinien Gemüse angebaut und diese Erfahrung steckt in jeder Kiste. Auch Blumenkohl, Broccoli, Mai- und Navetsrübchen kommen gerade von dort oder anderen Kollegen aus der Pfalz. Klimatisch ist dieser Landstrich eben ein bisschen vorteilhafter für die frühen Gemüsekulturen. Gut für uns, zum Nachteil der Spanier. Diese haben auch im Paprikabereich Konkurrenz bekommen – der Angriff kommt allerdings aus der nordwestlichen Ecke Deutschlands, dem Münsterland mit einer sehr, sehr kleinen Beteiligung unsererseits. Wir ernten nämlich auch gelegentlich ein paar Spitzpaprika für den Hofladen. Auf dem Marienhof in Bruchköbel wird derzeit Knoblauch geputzt und die Steinfurter Bioland-Gärtnerei liefert Zuckerschoten und Erbsen.
Natürlich gibt es jetzt auch noch Spargel in grün und weiß-violett von den Betrieben Kapraun (Großostheim) und Speth (Wackernheim) und endlich auch Erdbeeren in 500g-Schalen von Familie Dieffenbach aus Wölfersheim, womit die Marmeladensaison dann auch für eröffnet erklärt werden kann. Auf der fruchtzuckrigen Seite der Ladenregale sind in den letzten Tagen einige Neuzugänge zu verzeichnen: Nektarinen, Pfirsiche, Aprikosen und die ersten Galia- und Wassermelonen haben die europäischen Birnen abgelöst. Jetzt wird´s wieder abwechslungsreicher im Obstsalat und wir freuen uns schon auf alles was der Juni noch dazu beisteuern wird.
Ich möchte hier noch auf zwei-drei Veranstaltungen hinweisen, für die man sich noch anmelden kann:
Besuch im Roßdorfer Antoniter Klostergarten
Sa. 31.05.2025 14 UhrGeschichten, Kräuterwissen und Workshop mit Waltraud Goy
Treffpunkt: 14 Uhr am Klostergarten,
An den Freigärten, Bruchköbel-Roßdorf
Teilnehmerzahl begrenzt
Teilnahmegebühr: Spende zur Erhaltung des Klostergartens;
Kräuterspaziergang zum Johannistag
Di. 24.06.2025 18 Uhrmit Waltraud Goy
Treffpunkt: 18 Uhr am Hofladen Oberissigheim
Teilnehmerzahl begrenzt;
Teilnahmegebühr: Spende
Workshop Fermentation von Gemüse
Sa. 12.07.2025 10 Uhrvon und mit Fermakultur aus Friedberg
Treffpunkt: 10 Uhr Ackerlei Hofladen Oberissigheim
Weitere Info´s, Kosten und Anmeldung: Auf der Website von fermakultur
Und weil viele langjährige Leser/innen ihre Geschichte von unseren Hoffnungsgeschichten kennen, möchte ich noch von unserem Schaf Loreley berichten. Sie wurde mir vor sechs Jahren quasi vor die Füße gelegt mit dem Auftrag, mich um sie zu kümmern. Lorry hatte einen Überbiss, der es ihr sehr schwer machte überhaupt Nahrung aufzunehmen – am Euter chancenlos; mit der Flasche ein schwieriges Unterfangen. Aber es gelang. Loreley war immer klein und schmächtig, sah nie besonders gut aus, war sicher nicht die Schlauste, aber sie hat in den vergangenen Jahren immer wieder Lämmer gehabt, die sie größtenteils auch gut durchbekommen hat und sie war trotz allem die Chefin der Truppe und bestimmt das sturste Schaf in ganz Bruchköbel. Bis jetzt. Sie hat wieder Zwillinge bekommen, wovon eins nach kurzer Zeit starb. Nach der Geburt hat sie stark abgebaut, irgendwann mussten wir das zweite Lamm, die Elsa, anfangen mit der Flasche zu füttern und vor ca. sechs Wochen stand Loreley nicht mehr auf. Seitdem haben wir versucht sie wieder auf die Beine zu bekommen, aber es sollte nicht sein. Ja, für die meisten war Lorry nur ein Schaf, aber für uns als Familie war sie eine Herzensangelegenheit. Nun darf sie in Frieden ruhen und wir kümmern uns um Elsa, die mich soeben vom Schreibtisch weg zitiert und lauthals ihre Milch einfordert!
Einen schönen Start in den Juni wünschen wir und vergesst nicht, die schönen Blüten überall zu genießen!
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team
PS: Jetzt hat das doch tatsächlich geregnet hier!