Wow! Erntedank!
In Jahren wie diesen ist es durchaus hilfreich, dass da so eine Erinnerung im Kalender steht: 02. Oktober, Erntedank
Zugegebenermaßen muss man sagen, dass wir vor einigen Wochen noch ziemlich unzufrieden waren, mit den wetterbetreffenden Entscheidungen von ganz oben. Das hat uns nicht nur nicht gefallen, sondern auch hektarweise Gemüse das Leben gekostet. Da ist so eine sonntägliche Ackerrundfahrt nicht geeignet für schwache Gärtner-Nerven. Wir haben gepflanzt, wir haben gesät, gejätet und gehackt, bewässert was möglich war. Für einige Kulturen war am Ende trotzdem alles chancenlos. Was für ein Trauerspiel!
Wenn ich mir jetzt die Gemüse- und Obstregale anschaue, kann ich einfach nur staunen! Wow! Erntedank findet statt! Nicht alles Gemüse kommt im feinen Zwirn oder dem perfekten Kleid zur Party, was zählt, ist jedoch die Anwesenheit. Wir dürfen ernten, wir haben etwas anzubieten, der Speiseplan kann mit Vielfalt punkten und niemand muss ´ne Kohldiät machen, weil es nichts anderes gibt. Für einige Kohlsorten kam der Regen nämlich gerade noch rechtzeitig.
Nun, es ist immer wieder gut, sich auf die Dinge zu konzentrieren, auf die wir dankbar zurückblicken können. Gerade dann, wenn die Herausforderungen wie die Pilze im Herbst aus dem Boden schießen. So sind wir wirklich froh, dass unser Gewächshausprojekt 2022 an den Start gehen konnte. Wir haben die erste Saison mit Gurken und Tomaten nun fast hinter uns und sind nun um ein Vielfaches „schlauer“ auf diesem Fachgebiet als letztes Jahr. Unterm Strich ist zwar einiges an Lehrgeld geflossen, aber zumindest an Erfahrungen sind wir reicher, die uns sicher in der nächsten Saison zu Gute kommen werden.
Die Gurken sind in den letzten Tagen frühzeitiger Richtung Kompost getragen worden als gedacht, weil die Spinnmilben dann doch noch gewonnen haben. An ihrer Stelle wird nun Rucola gepflanzt, wenn der Herbstputz erledigt, die Boisrails (Heizungsrohre und zugleich Schienen für Ernte- und Pflegefahrzeuge) aus den Füßen geräumt unter der Decke hängen und die Hütte wieder chic ist. Die Tomaten im Gewächshaus dürfen noch einige Wochen weiter wachsen und reifen. Sie sind nun bei ca. 10 Meter Länge angelangt!
In den Folientunneln waren unsere Landgurken untergebracht. Auch ihre Zeit ist rum für dieses Jahr, so dass es Platz für Feldsalat und Winterpostelein gibt.
Dankbar sind wir auch für ein über weite Strecken erfolgreiches Saisongarten-Jahr! Noch ist es nicht zu Ende, es wachsen noch einige Kohlsorten, späte Salate und einiges an Wurzeln und Knollen. Zu den Highlights in diesem Bereich zählen für mich die vielen Begegnungen mit tollen Menschen, die sich auf dieses Projekt eingelassen haben und es einfach mal mit dem Selber-Gärtnern ausprobiert haben. Einen kleinen Teil unseres gärtnerischen Erfolges haben wir quasi winterfest gemacht. Bei einem informativen Workshop über das Fermentieren von Gemüse in Gläsern unter der Anleitung von zwei Verfechtern dieser gesunden, aber etwas in Vergessenheit geratenen Art des Haltbarmachens - Sven und Lukas von Fermakultur aus Ockstadt - wurde Sauerkraut hergestellt und Rote Bete und Tomaten fermentiert. Wir feiern Erntedank mit einem gemüsigen Buffet im Garten und hoffen auf ein paar Sonnenstunden dafür am Freitagnachmittag.
Unser Infonachmittag vor Kurzem an einem Samstagnachmittag war wettermäßig nicht so günstig. Trotzdem kamen ca. 200 interessierte Besucher zu uns, um sich in den verschiedenen Bereichen der Landwirtschaft und der Direktvermarktung von uns und unserer Arbeit erzählen zu lassen. Wenn es auch schaurig war, so hatten wir doch viele gute Gespräche, leckeren Kaffee & Kuchen, viel Spaß beim Auf- und Abbau und zwischendrin und am Ende des Tages gute 500€ in der Spendenkasse für vom Krieg in der Ukraine betroffene Öko-Landwirte. Dankeschön dafür!
Wenn Sie was dazu geben wollen, ist das gerne möglich über das Spendenkonto der Zukunftsstiftung Landwirtschaft
Erntezeit
Wir waren sehr gespannt, ob die - für uns - neue Kultur „Süßkartoffel“ auf unseren Böden was wird. Oberirdisch sah das ja ganz gut aus mit den interessanten Blüten, mittlerweile wissen wir, dass sich auch unter der Erde was getan hat. Solche lustigen Mega-Knollen ernten wir derzeit in Seligenstadt. ;-) Zu Pommes verarbeitet werden sie sogar von Teenagern gegessen – pssst, nicht verraten, dass Bataten eigentlich Gemüse sind, viel Kalium und Vitamin E enthalten und richtig gesund sind. Sehr dankbar sind wir für die technischen Möglichkeiten der Bewässerung. Das war zwar nicht für alle Flächen möglich, aber dort, wo Wasser hingebracht werden konnte, können wir nun auch ernten: Rote Bete, Sellerie, Pastinaken, Steckrüben, Lauch, Möhren,…
Hokkaidokürbisse sind schon im Lager. Zur Zeit werden Möhren und Kartoffeln geerntet zur Lagerung – immer dann, wenn es nicht zu nass ist oder der Roder kaputt. So nach und nach kommen dann die anderen Wurzeln dran. Alles andere wird noch täglich frisch reingeholt nach Bedarf: Salate, Kräuter, letzte Zucchini, Fenchel, Staudensellerie, Mangold, Grünkohl, demnächst Broccoli, Blumenkohl, Endivien,…
Da unsere Sommerernte auf dem Feld fast komplett der Trockenheit und allem möglichen Viehzeug zum Opfer gefallen ist, können wir nur auf einen gemüsefreundlichen Herbst und Winter hoffen.
Hier wächst schonmal Hoffnung in Form von Radieschen, Feldsalat und Petersilie!
Herbst ist …
wenn dir ein Igelbaby zum Aufpäppeln vor die Füße gelegt wird, unsere „Freunde“ die Nilgänse sich in großen Scharen zusammenfinden, um zu Beschließen, dass sie bleiben, wenn die Ladendeko so langsam Richtung Wei(h)nachten tendiert, das Sonnenlicht einfach nur wunderschön ist und man Gestecke zaubern kann aus besten Resten vom Ackerrand.
Leute, wie herausfordernd es auch sein mag an allen Ecken und Enden: Feiert mit uns Erntedank – wenn auch nur innerlich!
Lasst es euch schmecken!
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team