Winterschlaf !?
Ja, das wär´s: beim Winterschlaf mal mitmachen! Leider sind wir nicht privilegiert dafür. Und so zittern wir uns durch bis zum Frühlingserwachen. Gut, dass wir das dann aber auch mitbekommen können. Hier und da gibt es ein paar sehr Mutige. Die Halbstarken unter den Knollen sind ganz vorne dabei und laufen schon im zarten Frühlingskleidchen herum, während die einigermaßen Vernünftigen noch den dicken Pulli tragen. Aber es macht Hoffnung. Und Mut. Und Freude. Manchmal zaubert der Anblick ein Lächeln in ein Gesicht und gleich ist die Welt ein bisschen freundlicher und friedlicher.
Langsam wird es wieder heller da draußen und wenn dann noch die Sonne mit ein paar Strahlen auf die Fenster zielt... Oha, dann kommt alles zum Vorschein, was sich im Winter so schön in der Dunkelheit versteckt hat. Auch das unter den flauschigen Pullis und warmen Jacken. Das Frühlingserwachen bringt mitunter das Bedürfnis mit sich, aufzuräumen, zu sortieren und zu putzen oder auch den eigenen Körper auf Vordermann oder Frau zu bringen mit einer Fastenzeit.
Reinigung von innen und außen, damit der Start ins neue Jahr unbeschwert und altlastenfrei gelingt. Das hört sich toll an! Allerdings klingt es auch nach Willenskraft, Disziplin und Motivation. Soviel Tee kann ich gar nicht trinken, dass die Teebeutelsprüche mir da auf die Sprünge helfen. Ich weiß aber, dass wir Sie zumindest mit der benötigten Hardware unterstützen können. In unserem Sortiment gibt´s jede Menge ökologische Putz- und Reinigungsmittel. Für die Fasten-Aktion gibt es den Fastenkasten, der mit verschiedenen Gemüsesäften gefüllt ist, die für eine Saftfastenkur geeignet sind. Auf geht´s!
Putzen für Fortgeschrittene findet gerade unter anderem zur Vorbereitung unseres Gewächshauses für die Gurken- und Tomatenpflanzen statt, die in den nächsten Wochen dort einziehen werden. Anschließend wird ziemlich viel guter Mistkompost in das hochdruck-gewienerte Haus gebracht, um eine gute Nährstoffgrundlage zu legen. Wir freuen uns schon, auf leckere eigene Tomaten, denn die blassen spanischen Früchte, haben leider vergessen, den guten Geschmack mit in den Reisekoffer zu packen. Allerdings zwingt uns ja niemand, sie jetzt im Winter zu essen. Wer seinen Geschmacksnerven einen Gefallen tun will, wartet geduldig ab, bis es wieder regionale Tomaten gibt.
Für diejenigen, die noch etwas Zeit brauchen im neuen Jahr anzukommen und vielleicht den guten Vorsatz haben, sich 2023 gemüsiger zu ernähren, mehr draußen an der frischen Luft zu sein, bissl mehr Bewegung eingeplant haben und sich auch noch in einem neuen Fachgebiet weiterbilden wollen, haben wir ein besonderes Angebot:
In unserem Saisongarten am Nussbaum entsteht ein weiterer Block mit zwanzig neuen Parzellen, die noch nicht alle vergeben sind. Das ist nun unter Umständen Ihre Chance von Mai bis November, diese vier guten Vorsätze mit einer Klappe zu schlagen! Eigenes Gemüse anbauen, pflegen, ernten, kochen und genießen, viel Zeit im Garten verbringen, oft mit Gesellschaft von Gleichgesinnte und netten Gesprächen am Parzellenrand, Bewegung im Gleichklang mit der Natur (d.h. Bauch-Beine-Po-Training an Geräten und Gießkannen) und Neues lernen über das Gärtnern, den biologischen Anbau von Gemüse, Wertschätzung von Lebensmitteln,… Bei Interesse melden Sie sich gerne und am liebsten per Mail an.
Für uns Bioländler ist es eine wichtige Sache, die biologische Vielfalt im Blick zu haben und zu fördern. Unser größter Einflussbereich ist da natürlich unser eigener Betrieb, wo wir versuchen, geeignete Maßnahmen umzusetzen. Darunter zählen z.B. ein Gründüngungsanteil über 30% in der Fruchtfolge, Mulchanbau, Wildtierschutz, Hecken und Holzhaufen, Blühstreifen – und Felder, Arten – und Sortenvielfalt bei den angebauten Kulturen,… Im Biodiversität-Toll von Bioland werden diese Maßnahmen erfasst und als Dankeschön für´s Mitmachen haben wir so ein tolles Schild erhalten. Freilich „kann man sich davon nichts kaufen“, aber es erinnert uns daran, die Biodiversität bei all unserem Tun zu beachten. Vielleicht haben Sie ja auch einen Einflussbereich (Garten, Balkon,…), den Sie mal mit dem Blick auf die biologische Vielfalt unter die Lupe nehmen könnten. Bei der Beschäftigung mit dem Thema, merkt man meist schnell, dass noch Luft nach oben ist. Nur Mut!
Wenn man also nicht am Winterschlafprogramm teilnimmt und sich auch in dieser Jahreszeit bewusst und mit regionalen Lebensmitteln ernähren möchte, kommt man um die hessische Kohl-Kollektion nicht herum. Kohl ist sowas von vielfältig! Momentan ernten wir immer noch frisch vom Acker Grünkohl und Wirsing. Die beiden sind die Renner zum Jahresbeginn, dicht gefolgt von Rosenkohl, Weißkohl, Rotkohl, Spitzkohl und Chinakohl.
Ein relativ neuer Geselle in der Winterküche ist die gelungene Fusion von Grünkohl und Rosenkohl: Flower Sprouts oder auch Kalettes, Kohlröschen. Unsere Kollegen vom Bioland-Hof Tollgrün in Langgöns haben sie für uns angebaut. Die „Blumensprossen“ wachsen ähnlich wie Rosenkohl am Stamm der Pflanze und werden dort aus den Blattachseln gepflückt. Sie haben das krause Haar von Vater-Grünkohl und den strunkartigen Aufbau von Mutti-Rosenkohl geerbt, wirken mit ihrer lila-blau-grünlichen Haarfärbung und dem eher lockeren Blattwerk wie die Revoluzzer in der Kohlfraktion. Die inneren Werte haben sie aber doch von ihren Vorfahren übernommen und so sind sie nicht besser oder schlechter in der Nährstofftabelle anzusiedeln als diese. Auf jeden Fall schmecken sie vergleichsweise mild, nussig und leicht süßlich und sind darum auch bei nicht-so-gerne Kohlessern beliebt. Sie haben auch den Vorteil, dass die Zubereitung in der Pfanne oder dem Kochtopf nur wenige Minuten dauert oder sie sogar im Salat verwendet werden können, was ihr reichlich enthaltenes Potential an Vitamin K, C und B6 sowie Eisen und Calcium, erhält. Ob wir durch den Verzehr auch diese knallig grüne Hautfarbe bekommen, wie das hübsche Raubtierchen auf dem Bild, bleibt auszuprobieren.
Ein Highlight in der Winterküche ist und bleibt hierzulande der gute alte Feldsalat. Neben der Ernte von Postelein, Lauch und dem oben erwähnten Kohl, ist Feldsalatschneiden eine der Arbeiten, die bei Wind und Wetter draußen stattfindet – solange es nicht frostig ist. Wie beliebt diese Arbeiten sind? Naja. Nützt ja nix! Muss man durch.
Wie unschwer zu erkennen, hat es viel geregnet in den letzten Monaten. Die Regenwürmer veranstalten wieder Straßenrennen, die Tropfen spielen wohl eher darum, wer am längsten hängen bleibt und es gibt Pfützen und überfüllte Gräben. Unterm Strich war der viele Regen goldwert, um die leeren Speicher aufzufüllen und zumindest im Frühjahr gut starten zu können.
„Die Speicher auffüllen“ ist auch einer der wichtigsten Programmpunkte im bäuerlichen Jahresrhythmus, der für den Winter vorgesehen ist. Mal ´ne Tasse Kaffee in Ruhe trinken, Zeit zum Pläneschmieden und neue Ideen stricken, Maschinen warten, den Schafen beim in- die- Breite- Wachsen zugucken, …
Winterschläfrige Grüße,
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team
Winter kann so schön sein. Man muss nur mal hingucken.