Wenn die Wetter-App versagt
… ist der April in Hochstimmung und lacht sich vermutlich schlapp über den Storch, der im Trüben fischt und uns Gärtner, die wir versuchen Pläne einzuhalten.
Fakt ist, die Wetter-App bringt uns im April auch nicht weiter. Es hilft nur rausgehen und nachschauen, den günstigen Moment abpassen und gut nutzen. Bisher gab es aus Gemüseanbauersicht leider recht wenig gute Momente in diesem Frühjahr. Der Newsletter von vor genau einem Jahr erzählt ziemlich exakt das Gegenteil von dem, was wir in diesen Tagen erleben. Nun denn, nutzt ja nix.
Die Pflanzen harren der Dinge und bilden lange Reihen hinter der Halle, weil es auf dem Acker zu nass ist. Die späten Kartoffeln keimen fleißig vor sich hin - und werden ganz grün vor lauter Solanin. Das Zeug schmeckt nicht nur dem menschlichen Gaumen nicht, sondern hält auch Schädlinge und Krankheitserreger von den Pflanzen fern. Schlau ausgedacht! Allerdings müssten die Knollen nun schon mal unter die Erde, wenn es denn eine Ernte geben soll irgendwann später im Jahr. Unsere Gurken im Gewächshaus kämpfen mit Unterstützung von diversen Nützlingen gegen massiven Lausbefall. Die hohe Luftfeuchtigkeit dort führt zu Pilzen, die keiner von uns essen kann und will. Wachstumsstockungen bei den Pflanzen sind ebenfalls unschöne Begleiterscheinungen von viel zu wenig Licht und führen derzeit zu sehr viel geringeren Ernteerträgen, als man erwarten könnte.
Den Start für unseren Saisongarten mussten wir verschieben auf den 05.Mai, weil wir leider noch fast nichts vorbereiten konnten. Einige Parzellen sind noch zu vergeben. Bei Interesse gerne per Mail melden. Übrigens soll es Jungpflanzen für den eigenen Anbau ab nächster Woche im Hofladen Oberissigheim geben. Anzuchterden, Saatgut und einige Kräuter im Topf gibt es schon jetzt.
Jedoch heute Morgen konnte man sie hören! Die ersten Frösche im Löschteich haben angefangen zu Proben für ihre Konzerte! Das kann nur bedeuten, dass es nun langsam aber sicher Richtung Summerfeeling geht. Am letzten Sonntag sind wir bei einer Ackerkontrollfahrt auch an einigen mutmachenden Feldern vorbei gekommen. Unsere Wintergründüngung steht bisher meist recht gut da. Je nachdem, wann sie gesät wurde und wieviele der Nährstoffe durch eventuelle Wassermassen dahingerafft wurden. Ebendiese haben allerdings auch dafür Sorge getragen, dass sämtliche vorhandenen Wasserspeicher ihre Kapazitäten ausschöpfen können und die Beregnungsmaschinerie in die Verlängerung ihres Winterschlafes gegangen ist. Das erspart uns einiges an Arbeit!
Unser Lauch kann dank des Wassers auch mal an einer Miss-Wahl teilnehmen, denn so schön stand er seit vielen Jahren nicht mehr da im Frühjahr, nach einem normalerweise recht überlebenskampfeslustigen Winter. Er – der Lauch, oder sie – die Stange, ist gärtnerfreundlich groß, verkaufsfreundlich schwer und küchenfreundlich schön. Noch. Denn sobald die Temperaturen unsere Erwartungen an den Monat Mai erfüllen, kommt schießfreudige Stimmung auf, Frühlingsgefühle bahnen sich den Weg ab durch die Mitte und es kommt zu einer wunderbaren Blüte. Damit verändert sich der Auftrag: „gut schmecken“ war gestern; Fortpflanzung ist nun der Plan.
Damit es auch nach dem Lauch noch was zu ernten gibt, haben wir in den kurzen lichten Momenten des letzten Monats begonnen, alle möglichen Kohlsorten, Fenchel und Mangold zu pflanzen. Bisher sieht das auch alles erfolgsversprechend aus. Möhren und rote Bete wurden gesät; ebenfalls mehrere Sätze mit Spinat, Babyspinat und Radieschen.
Die Erntelisten werden ganz langsam wieder etwas abwechslungsreicher: Blattsalate in verschiedenen Varianten, Rucola und Asiasalat sind in den Folientunneln herangewachsen, Schnittlauch und Petersilie kann gebündelt werden. Land- Schlangen- und Minigurken, sowie verschiedene Cocktail- und Cherrytomätchen ernten wir im Gewächshaus.
Dann gibt es noch ein kleines Highlight: Erdbeeren, die es eigentlich gar nicht geben sollte! Wir haben ja vor einigen Jahren aufgehört mit dem Erdbeeranbau. Nun haben wir aber im vergangenen Jahr durch undurchsichtige Umstände irgendwie Erdbeerpflanzen anscheinend bestellt… zumindest waren sie auf einmal da und dann haben wir sie eben in einen freien Folientunnel gesetzt und … was soll ich sagen… es gibt bald Erdbeeren, eigene Ernte, leider keine großen Mengen, aber für ein paar Genussmomente wird’s reichen. Ich freu mich jedenfalls! ;-)
Momente zum Freuen gibt es Gott sei Dank immer wieder! Die Kirschen blühen wunderschön, die Schafe samt Nachwuchs sind endlich wieder auf der Weide, die Enten schaukeln sanft auf dem Oloid im Morgendunst auf dem Löschteich, die Hummeln arbeiten fleißig und das Staudinger-Orakel zeigt eindeutig Hochdruck-Wetter an. Heute wird also endlich mal was da draußen zu machen sein und wir fangen an, die späten Kartoffeln zu stecken.
Bald ist ja auch schon der 1.Mai. Dieser Feiertag sorgt wieder für Verschiebungen unserer Liefertouren, die Hofläden und Märkte betrifft das diesmal nicht. Und bald ist auch wirklich Frühling. Bestimmt.
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team
P.S. Machs wie die Amsel: Lebe lieber ungewöhnlich!