Weihnachtsgruß 2022
Jeden Tag ein bisschen Liebe verschenken,
heißt jeden Tag ein bisschen Weihnachten haben.
Monika Minder
Mit dem Herzen sehen
Unter tausend Kleiderschichten begraben saß er vor dem Kaufhaus. Seine schmutzige Hand umklammerte einen Pappbecher und hin und wieder klapperte eine Münze hinein, die ihm ein Passant im Vorbeihasten hinwarf. Sein Gesicht war von Furchen durchzogen, Spuren eines Lebens, in dem es tiefe Täler gegeben hatte. Dreckig waren Kleider, Haare und Haut und die Wenigen die ihm zu nahe kam, wurde von seinem Geruch schnell wieder auf Abstand gehalten.
Es war ein kalter Dezemberabend und die Menschen hasteten auf der Suche nach Geschenken durch die Geschäfte. Ihm war kalt und auch seine Kleiderschichten konnte die klirrende Dezemberkälte nicht davon abhalten, ihm tief in die Knochen zu dringen.
Wenn die Menschen ihn wahrnahmen, sahen sie einen Bettler, einen Penner oder Obdachlosen auf dem Boden kauern. Ein Schnorrer oder Schmarotzer wurde er gelegentlich auch genannt. Und er selbst hatte keinen besseren Namen für sich. Was er einmal gewesen war, wer er einmal gewesen war, schien unwichtig geworden zu sein. Wann ihn zum letzten Mal jemand mit seinem Namen angesprochen hatte, konnte er nicht mehr sagen.
Das Leben hatte ihm übel mitgespielt und irgendwann hatte er die Kraft für die großen und kleinen Spielchen verloren und hatte aufgegeben. Langsam, Stück für Stück, war sein Leben weggebrochen. Und mit seiner Wohnung, seinen Freunden und seiner Familie waren irgendwann auch sein Name und seine Würde verschwunden.
Nun war er der Penner, der Zottelbart der immer an dieser Stelle saß und bettelte. Vorsichtig pustete er in seine Hände, um sie ein wenig aufzuwärmen. Da bemerkte er ein kleines Kind das einige Meter von ihm entfernt stand und ihn anstarrte.
Lange hatte ihn niemand mehr so betrachtet und plötzlich schämte er sich für den Anblick den er bieten musste. Nachdenklich legte das Kind den Kopf schief und schien nachzudenken. Dann zupfte es seine Mutter an der Hand und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Diese musterte ihn abwertend. Während der geflüsterten Unterhaltung, unterbrochen von gelegentlichen Seitenblicken, wurden die Blicke der Frau weicher.
Schließlich kamen die Beiden Hand in Hand zu ihm. „Weißt du,“ sprach das Kind ihn an. „Ich darf mir heute etwas aussuchen.“ Der Alte murmelte: „Lass mich raten: du hast bestimmt viele Wünsche.“ Das Kind nickte. „Du auch?“ Nachdenklich sah der Alte das Kind an. Ob er Wünsche hatte? Eine Schlafmöglichkeit die halbwegs warm war, genug Geld um nicht zu hungern. An mehr wagte er nicht zu denken. Abwartend sah das Kind ihn an. Schließlich murmelte er: „Ein heißer Kaffee und ein warmer Ort zum Schlafen. Mehr brauche ich nicht.“ Lächelnd warf das Kind ihm eine Münze in den Becher. Dann folgte es seiner Mutter ins Kaufhaus.
Lange blickte der Alte dem Kind nach. Ohne es zu wissen, hatte es ihm ein Geschenk gemacht. Es hatte ihn wahrgenommen. Unter all dem Dreck hatte es einen Menschen erkannt.
Eine Stunde mochte vergangen sein und noch immer dachte der Alte an das Kind. Da tippte ihm plötzlich jemand auf die Schulter. Da stand es wieder, voll beladen mit Einkaufstüten.„Ich habe mir was aussuchen dürfen.“ wiederholte es glücklich lächelnd. „Dann wünsche ich dir viel Spaß mit deinen Sachen,“ erwiderte der Alte und lächelte dem Kind zu. „Nein, ich wünsche dir viel Spaß mit deinen Sachen.“ Antwortete dieses und legte einen warmen Schlafsack und eine dicke Jacke vor dem Alten ab. „Weißt du, was meine Mama mir immer sagt bevor ich abends schlafen gehe?“ fragte das Kind den staunenden Alten. „Sie sagt: versuche jeden Tag die Welt ein Stückchen besser zu machen. Ein Stückchen nur für irgendjemand. Dann ist schon viel getan.“ Verlegen schaute der Alte die Mutter an. Doch diese nickte. „Ihnen heute ein wenig Wärme zu schenken, war alles, was sich mein Kind heute ausgesucht hat.“ Gerührt schaute der Alte zwischen den Beiden hin und her. Die Mutter beugte sich zu ihm herab und drückte ihm einen Schein in die Hand. „Frohe Weihnachten.“ Dann verschwanden die beiden in der Menschenmenge.
Als der Alte abends in seinem neuen Schlafsack lag, legte sich ein Lächeln auf sein Gesicht. „Anton,“ dachte er. „Ich heiße Anton und ich bin ein Mensch.“ Eine kleine Träne rann seine Wange hinab.
Christine Sinnwell-Backes
Liebe Kundinnen und liebe Kunden,
für Ihre Treue im nun fast vergangenen Jahr 2022 bedanken wir uns herzlich. Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien, dass Weihnachten Ihnen zum Segen wird und sie voller Mut und
Zuversicht ins neue Jahr gehen können.
Familie Zell & Familie Wolf
für das gesamte Ackerlei-Team
in Bruchköbel und Seligenstadt
Wir verzichten auf Weihnachtpräsente zugunsten einer Spende an die Hanauer Tafel, Essensbank Issigheim und pro interplast Seligenstadt Verein zur Förderung medizinischer und sozialer Hilfe in Entwicklungsländern e. V.