So sehen Sieger aus!
Unsere Möhren haben einen Triathlon hinter sich, der einem Überlebenskampf gleicht: keimen, wachsen, reifen- mitohne Streckenversorgung aus Energiedrinks, Mineralfutter und Wasser. So sehen sie halt auch jetzt aus. Allerdings haben sie überlebt und trotz allem einen guten Geschmack entwickelt. Merke: Aussehen ist nur auf Instagram wichtig und wenn man sonst nix kann!
Nicht nur den Möhren sieht man den Kampf ums Wasser an. Viele andere Gemüse hatten es auch schwer in den letzten Wochen ohne Regen. Unsere Kollegen aus der Region und wir ernten trotzdem was irgendwie noch geht, weil wir schlicht nichts anderes zum Ernten haben.
Als nun vor einigen Tagen endlich jemand den Schirm über uns zugeklappt hat, haben wir Ackerleier zumindest innerlich einen Freudentanz aufgeführt. (Alle außer Emmi – die wollte nicht mehr vor die Tür.) Die mittlerweile über 80 Liter/m2 Regen und die kühleren Temperaturen bedeuten für uns momentan pure Entspannung. Unsere Saisongärtner verstehen das mittlerweile! Erstmal keine Gießkanne mehr schleppen, keine Beregnungsmaschine mehr stellen müssen und nicht tagtäglich Jungpflanzen bewässern; Saaten keimen, Pflanzen wachsen von alleine an, es gibt doch noch Chancen auf eine bessere Ernte bei einigen Kulturen – wie beispielsweise den Kartoffeln, Kürbissen, Wurzelkram...Da kommt bei uns wieder etwas Zuversicht in die teilweise recht düsteren Gärtnergedanken. Auch unsere Zucchini sind jetzt richtig motiviert, die Bohnen machen sich startklar und unsere Lauchpflanzen krempeln selbstbewusst die Ärmel hoch und recken die Hälse: jetzt geht’s los!
Für andere Arbeiten war das trockene Wetter richtig passend. So kam in den letzten Wochen auf unseren Feldern in Seligenstadt der gute alte Mähdrescher von Wolfs zum Einsatz. Getreideernte ist Senior-Chef Sache! Die beiden sind zwar schon über 25 Jahre alt, haben aber tapfer durchgehalten;) - wenn auch die Dinkel- und Erbsen-Beute eher bescheiden ausgefallen ist. Das Dilemma bei der Sache ist, dass die Lager noch voll sind von der Ernte 2022, da es mehr Angebot als Nachfrage gibt. Das klingt unglaublich, aber wegen der globalen Krisen ist der Absatz von biologisch erzeugten Produkten massiv zurückgegangen. Da stehen wir nun etwas ratlos vorm Getreidesilo und fragen uns vermutlich nicht als Einzige: Wie schräg soll die Welthunger-Lage eigentlich noch werden und wer will da wirklich – also echt jetzt - was dran verändern?
In den letzten Wochen wurde außerdem viel Unkraut von Hand und mit Maschinenhacken entfernt, damit die Gemüsepflanzen nicht auch noch einen Konkurrenzkampf um Wasser und Nährstoffe ausfechten müssen. Die Jungpflanzen für unsere Herbsternte wurden gesät und werden nun aufgepäppelt, bis sie bereit sind für die große, weite Welt. Gepflanzt wurden Salate, Kräuter, Grünkohl, Steckrüben, Blumenkohl, Broccoli, Wirsing, Fenchel und der ganze Lauch für die Überwinterung – vieles in Mulch und mit Wasserbeigabe zum Anwachsen.
Unseren Zuckermais mögen nicht nur Linda und Emmi, auch der Maiszünsler liebt ihn sehr. Fleischbeilagen sind aber nicht immer angesagt, und so haben wir uns mit einer Horde „Trichogramma“ verbündet. Die Schlupfwespen sind dem Maiszünsler natürlicherweise feindlich gesonnen und haben überhaupt keine Schmerzen damit, ihm durch die Vernichtung des Nachwuchses den Gar aus zu machen. Um diese Tricho-Zünsler-Fehde anzuzetteln brauchen wir nur einmal über den Acker zu laufen und unsere Freunde auszusetzen. Dann gehen wir ein Käffchen trinken und die Schlupfwespen machen den Rest. Feine Sache!
Morgens ist es nun leicht herbstlich vor der Tür und damit kommen auch so langsam die Obstsorten ums Eck, die hierzulande wachsen. Zwetschen, Melonen und Johannisbeeren sind schon da, Birnen kommen in den nächsten Tagen dazu und auf Äpfel müssen wir nicht mehr lange warten.
Unsere Tomaten und Zucchini sind auf dem Höhepunkt angelangt und reifen gerade schneller, als wir ernten können. Daher ist der Preis nun auf Sommerniveau und entsprechend niedrig. Spätsommerlich bis leicht herbstliche Tendenzen sind in der Gemüsepalette erkennbar: Hokkaido-Kürbis, Zuckermais, regionale Zwiebeln, Rote und Gelbe Bete und bunte Paprika bringen Farbe ins Grün-Rote Sommersortiment.
Und das ist es auch, was an Gemüse so genial ist! Man kann jederzeit Urlaub machen – zumindest bis auf den Teller! Wenn man Glück hat, mit schöner Aussicht.
Wir wünschen eine schöne Ferienzeit allerseits mit vielen schönen Momenten und Gelegenheiten zur Erholung – wo auch immer!
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team
P.S. Bei aller Liebe zur Arbeit: ein Mitarbeiter-Fest darf nicht fehlen!
Wer zufällig als LKW-Fahrer einen neuen Arbeitsplatz sucht, kann beim nächsten Fest eventuell mitfeiern.