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Schnecke in einer Pfütze

Hoffnungsgeschichten 5.0

Wegbegleiter

Wissen Sie, wer meine Wegbegleiter beim Laufen sind? Sie heißen Erna oder Olaf oder Wilma. Eigentlich ist das auch nicht wichtig. Das Herausragendste an ihnen ist, das sie sich auf den Weg gemacht haben. Sie sind unterwegs. Sie haben ein Ziel. Sie haben alles dabei, was sie brauchen. Alles Unnötige haben sie einfach unbeachtet liegen gelassen.
Als Kinder haben wir immer gerne Schnecken gesammelt und Schneckenrennen veranstaltet. Faszinierende Tierchen, doch habe ich sie über die Jahre aus dem Blick verloren.
Richtig bewusst aufgefallen sind sie mir erst wieder viele Jahre später in Spanien auf dem Jakobsweg. Je nach Landschaft waren Massen an Schnecken unterwegs – manche mit Rucksack ;) andere mit dem ganzen Haus auf dem Buckel. Die erste Lektion, die ich von denen mit dem Haus lernen durfte, war: Slow down! Mach langsam. Komm runter. Hauptsache ist, du gehst weiter. Und: Pack dir nicht mehr ein, als du wirklich brauchst.
Ein paar Jahre später - eines schönen Morgens im Februar beim Gemüse in den Laden einräumen - schaute mich aus irgendeiner französischen Salatkiste ein kleines neugieriges und wunderschönes Schneckchen an. Sie war wohl schon lange unterwegs und vom Kühlhausaufenthalt etwas durchgefroren, denn als erstes zog sie sich an meiner warmen Kaffeetasse hoch;) Naja, ich habe sie erstmal mit nach Hause genommen, denn es war definitiv noch zu kalt, um sie nach draußen ins Gras zu setzen.

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Schnecke an der Kaffeetasse
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Drei Schnecken auf der Hand

Ein Terrarium wurde besorgt und schneckenmäßig ausgestattet. Wie das immer so läuft – es wurden bald andere Schnecken aus anderen Salatkisten dazugesetzt. Irgendwann konnte man beobachten, wie sich Beziehungen entwickelten, dann verschwanden immer mal wieder welche für eine Zeit lang in der Erde. Es dauerte gar nicht mal so lange, bis eines Tages plötzlich gefühlte Heerscharen von kleinen gelben Punkten durch das Becken zogen. Überall waren winzige Miniminischnecken unterwegs!

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Schnecken im Terrarium
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große Schnecke mit Minischnecke auf dem Haus

Ich habe viel gelernt von diesen tollen Mitbewohnern unseres Planeten. So nervig wie sie auch im Reich des Gärtners sind, so viel Weisheit versteckt sich doch in ihnen.
Zum Beispiel wissen sie genau, wie viel sie tragen können und laden sich keine unnötige Last auf. Phasenweise tragen sie ihre Mit-Schnecken aber trotzdem mal ein Stück des Weges, wenn es nötig ist. Manchmal ziehen sie sich in ihr Innerstes zurück, nur um dann wieder voll durchstarten zu können. Ihr Haus ist ein Teil ihres Körpers, auf das sie sehr gut aufpassen.
Was mir am wichtigsten geworden ist, ist dass sie einfach immer weiter gehen; in ihrem eigenen Tempo Richtung Ziel. Und das ist es auch, was Hoffnung geben kann: Du brauchst nur in deinem eigenen Tempo zu tun, was du zu tun hast; nur mach es!
Meine Wegbegleiter beim Wandern oder Laufen sind oft die Schnecken und ich bin froh um sie, weil sie mir immer wieder zeigen, worauf es ankommt: Weiter gehen! Auch die Schnecken sind seinerzeit rechtzeitig in der Arche angekommen. Nur nicht aufgeben!
Und erst Recht nicht, wenn unser aller Auftrag „Frieden stiften“ heißt.

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Schnecke in einer Pfütze
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Camino Bus

Neulich habe ich gehört: Frieden ist das, was in meinem Kopf passiert und was in meinem Verhalten sichtbar wird!
Vielleicht hilft uns in diesen unfriedlichen Zeiten, wenn wir alle versuchen uns mehr mit den Dingen zu beschäftigen, die uns wirklich weiterbringen?! Jeden Tag ein kleines Stückchen. Ich denke, die Schnecken wären stolz auf uns, denn wenn jeder mehr Gedanken des Friedens hätte - und sei es nur über sich selbst - wären wir schon ein großes Stück weiter auf dem Weg dahin.

In diesem Sinne:

Slow down! Frohe und friedliche Ostern wünscht Ihnen das Ackerlei-Team

Text und Fotos: Rebekka Zell