Die Wüste lebt
Wüstenzeiten kennt wohl jeder. Nicht immer haben sie mit dem Wetter zu tun, wobei das in der Landwirtschaft und im Gemüsebau schon öfter mal vorkommt.
Die staubigen Erntearbeiten mit dem Mähdrescher sind nun abgeschlossen und wir freuen uns über massenhaft Stroh und etwas Getreide. Das bekommt nun zum Teil die Vollkornbäckerei Mulinbeck in Düdelsheim, die schon seit 25 Jahren für uns und unsere Kunden leckeres Brot backt. Vor einigen Wochen haben Mitarbeiter vom Büro- und Hofladenteam einen intensiven Info- und Fortbildungsnachmittag mit Jonathan Kilb in der Bäckerei verbracht. Das war mega spannend, sehr lehrreich und hat viel Spaß gemacht.
Es ist ja schon irgendwie erstaunlich, dass die Wüste trotz aller Widrigkeiten lebt. Und nicht zu knapp. Genau das dürfen wir jeden Tag erleben, auch wenn es ziemlich herausfordernd ist, so ist es doch möglich, Pflanzen zum Wachsen zu bringen.
Meine gärtnerischen Aktivitäten sind ja derzeit sehr begrenzt auf eine 40m² -Saisongarten-parzelle und die Begleitung und Beratung von 60 anderen dieser Art. Nun war ich zwei Wochen außer Gefecht und demnach nicht im Garten. Genau in der Zeit, als es so fürchterlich heiß und trocken war. Ich habe mich auf einen schlimmen Anblick gefasst gemacht und mich innerlich auf die Kompostierung meiner Gemüsereste und Trauerbegleitung unter den Gärtnern vorbereitet. Völlig unbegründet, wie sich herausstellte. Zum einen haben meine fleißigen Mitgärtner hier und da mal etwas Wasser auch zu meiner Parzelle geschleppt. Was mich aber wirklich fasziniert hat, ist der Bodenzustand unter den gemulchten Flächen. Und diesen Effekt kann man auch im großen Stil beobachten. Unser Grünkohlfeld zum Beispiel sieht echt hervorragend aus, obwohl der Grünkohl nur einmal zum Anwässern nach dem Pflanzen etwas Wasser bekommen hat. Es wurde direkt in den gemulchten Wick-Roggen gepflanzt. Die Kartoffeln in meinem Beet kann ich trotz Trockenheit mit den bloßen Händen ausbuddeln. Die Erde ist krümelig und feucht und einen guten Ertrag gibt´s auch – mit ohne Wasser.
Das ist wiedermal so eine tolle Bestätigung dafür, dass ökologischer Landbau – im kleinen und im großen Garten – Sinn macht und ein verantwortungsbewusster Umgang mit unseren Ressourcen einfach mega wichtig ist. Mehr Wasser können wir nicht herbeizaubern, aber wir können andere Methoden ausprobieren. Mulchen bringt jedenfalls tolle Ergebnisse hervor! Wir sind froh, dass es Menschen gibt, die dieses System erforschen, ausbauen und Techniken entwickeln, die es uns im professionellen Gemüsebau möglich machen, mit Mulch zu arbeiten.
Ausbildung
Wir freuen uns auch über Menschen, die sich generell mit ökologischem Landbau beschäftigen und identifizieren, sowie zwei von unseren Auszubildenden, die nun in den letzten Wochen ihre Prüfungen gut hinter sich gebracht haben. Nun gibt es eine Landwirtin und einen Gärtner im Gemüsebau mehr auf diesem Planeten! Wir gratulieren Greta und Jan zu den bestandenen Prüfungen und freuen uns, dass Greta bei uns bleibt und Jan zumindest stundenweiße noch mitarbeitet, solange es sein eigener Gemüsebaubetrieb zulässt. Wir wünschen von Herzen eine gesegnete Zukunft und Zusammenarbeit!
Ausbildung ist uns wichtig! Gerne können sich Interessierte noch für das kommende Lehrjahr melden.
Wüstenzeiten erleben wir auch gerade in der hessischen Bio-Szene. Der Presse konnte man entnehmen, dass unser langjähriger Partner, der regionaler Bio-Großhändler BiUno (ehemals Phönix) insolvent gegangen ist. Was für die meisten eine kurze Tagesmeldung ist, ist für uns schon ein dramatische Geschichte, denn wir verlieren nicht nur einen wichtigen Lieferanten vor allem für regionale Bio-Ware, sondern auch einen sehr guten Kunden. Als Kunde werden sie es vermutlich nur an manchen Veränderungen im Sortiment bemerken. Diese Pleite bringt uns und viele regionale Kollegen in eine blöde Situation, die uns nun herausfordert, dieser Wüste neues Leben zu entlocken. Schaumerma, wo die Reise hingeht…
Klar ist, nicht alles überlebt, wenn es zu trocken ist. Dieser Fenchel hier sieht zwar auch geschossen wunderschön aus und wenn er erst blüht, ist er echt prachtvoll. Er oder sie dachte wohl, wenn ich schon sterben muss, dann noch schnell viele Samen produzieren. Nur dafür haben wir den Fenchel nicht gepflanzt;)
Wo wir echt gespannt drauf sind, wie unser neues Projekt „Süßkartoffel“ sich durchschlägt. Bisher sehen sie zumindest oberirdisch super schön aus. Hoffen wir auch auf unterirdische Schönheiten.
Da Jammern ja bekanntlich nix nutzt, machen wir mal schön weiter: Pflanzen, Säen, Gießen, Ernten, Genießen!
Eine erholsame Ferienzeit wünscht Ihnen
Rebekka Zell für das Ackerlei-Team