Manchmal denke ich: Gut dass meine Schwiegermutter das nicht sehen muss! Es ist Herbst. Es ist Erntezeit. Immer noch, ja, und so sieht´s auch aus hier: Matschige Felder, matschige Wege, matschige Stiefel, matschiger Hund, matschige Treppe … den Rest können Sie sich denken. Potenziert wird das ganze durch Traktorreifen, die vom Feld Spuren nach sich ziehen bis zu uns auf den Hof. Da hilft nur eins: Blick heben! Weiter oben wird es bunt in den allerschönsten Herbstfarben. Das versöhnt dann wieder mit dieser Jahreszeit.
Aktuell sammeln wir die letzten Kürbisse vom Acker ein - Hokkaido und Butternut. Das ist mehr so Fitnessstudioersatz, denn es ist größtenteils Handarbeit mit Gewichten von etwa 500g bis 2 kg und erfordert Ausdauer und einen starken Rücken.
Außerdem wurden und werden Möhren, Pastinaken, Steckrüben, Sellerie und rote Beete geerntet. Dafür gibt es glücklicherweise maschinelle Unterstützung. Dieses Jahr ist einiges davon in Seligenstadt angebaut worden. Das Wetter ist gerade ideal zum Ernten. Es regnet nicht so wirklich viel, also ist es nicht zu nass, es ist nicht heiß und es ist nicht zu kalt. Mit ernten allein ist es nur nicht getan. Die ganzen Kisten werden per Traktor mit Tierflader nach Oberissigheim transportiert und dann hier in unsere Kühllager eingelagert.
Manchmal, wenn man in diesen Tagen abends noch bei uns vorbeifährt um acht oder um neun oder um zehn, brennt noch das Licht in der Halle. Ja, so ein Ernte-Tag kann schonmal länger dauern, aber gelegentlich ist es auch einfach der Posaunenchor der evangelischen Gemeinde, der zur Coronazeit durch seine Proben unsere Gemüsehalle zur heiligen Halle werden lässt.
Es gibt aber auch noch solche Gemüse, die jeden Tag geerntet werden, wie die Kräuter, Salate, Spinat, immer noch ein paar Zucchini, Fenchel, Staudensellerie, Broccoli, Lauch, Wirsing, Einschneidekraut, anderen Kohl und Kohlrabi „Superschmelz“. Hierzu möchte ich mal noch ein paar Worte verlieren, darum, weil wir festgestellt haben, dass diese Exemplare nicht gerne gekauft werden, beziehungsweise einfach verwirren. Sie heißen Kohlrabi, sehen aber aus wie Kindskopf große Bälle mit einem Gewichtsproblem, die tatsächlich mit der Astschere geerntet werden müssen. Das hat nichts mit zu viel Dünger oder geheimen Praktiken bei Vollmond zu tun! Diese Kohlrabi-Sorte ist einfach von Natur aus XXL, denn sie ist zum Lagern geeignet. Darum hat sie eine recht robuste Schale und - wie das dann immer so sein soll - einen zartschmelzenden Kern. Trauen Sie sich mal ran!
Eine andere Mitarbeitertruppe macht die Gewächshäuser flott. Das heißt, die Tomaten- und Gurken-Reste kommen raus, Tropfschläuche werden aufgerollt, Schnüre aufgewickelt, Klipse eingesammelt, … der Boden wieder schön ordentlich und gastfreundlich hergerichtet. Anschließend wird Salat gepflanzt, der nicht rumpienzt wenn es kalt wird, also Winterpostelein und Feldsalat im Wesentlichen, sowie Barbarakraut und Rote Bete Blätter für den Wintersalat-Mix.
Nun steht schon fast „November“ auf dem vorletzten Kalenderblatt. Unsere Bullenkälbchen sind diese Woche umgezogen in ihr Winterquartier zu Schäfers in Oberissigheim. Die kleine Schafherde hat - sehr zu ihrer Freude - für ein paar Wochen einen neuen Nachwuchs-Erzeuger bekommen und die ersten Kraniche sind schon wieder auf und davon. Zusammen mit ihnen die einheimischen Fruchtgemüse und manches Obst.
Der Herbstwind hat uns eine andere Genusszeit her geweht: Feldsalat, Endivien, Zuckerhut, Radiccio, Chicoée, … Nikoläuse, Marzipan und Lebkuchen, … Nüsse, Datteln und Feigen,… Clementinen, Orangen, Grapefruit & Co. …
Wie es aussieht, wird uns auch in den dunklen Monaten des Jahres das Licht im Kühlschrank niemals ausgehen!
Rebekka Zell
für das Ackerlei-Team